Planungsfehler
Der Weltspiegel berichet über Wiederaufbau und Entwicklungshilfe in Afghanistan. Diese leidet unter den schwierigen Bedingungen: Sicheitsprobleme, Korruption, aber auch schwere Planungsfehler, da nicht auf die lokalen Bedingungen eingegangen wird. Zudem sei die Entwicklungshilfe ein hart umkämpftes Geschäft internationaler Konzerne.
Zwei mal Schlamassel
Deutschlanfunk Hintergrund bespricht zwei Seiten der afghanischen Medaille: Ein Rückblick in die Vergangenheit der sowjetischen Besatzung in der 80er Jahre vergleicht die Fehler dieser Invasion mit dem aktuellen westlichen Einsatz. Zum anderen wird ein Blick in die aktuelle Kontroverse innerhalb der amerkanischen Regierung geworfen. Militärs und verschiedene Fraktionen der Obama-Administration sind sich uneinig über die weitere Strategie. Beide Beiträge zeigen Skepsis, den Afghanen das eigene Wertsystem aufzuzwingen.
Krieg ohne Perspektive
Der Spiegelfechter betrachtet die politische Landschaft Afghanistans. Darin sei keine Perspektive eines erfolgreichen Staatsaufbaus mit anschließenden Rückzug der westlichen Truppen nach 30 Jahren Krieg zu erkennen. Afghanistan sei ein Staat ohne Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt. Die unterschiedlichen Ethnien seien in ein Kunstprodukt zusammengefasst.
Tragödie oder Farce?
Peter Nowak analysiert auf Telepolis den kommenden zweiten Teil der afghanischen Wahlen. Auch wenn es ein Verdienst der europäischen Beobachter gewesen sei, die offensichtlichen Fälschungen im ersten Teil unübersehbar zu machen, sei der Ausgang der Wahl zwischen Karsai und Abdullah primär von der Positionierung der aktuellen amerikanischen Regierung abhängig. Zugleich positioniert sich der Autor durch Kritik an der öffentlichen Debatte in Deutschland. Die Stimmen einer unabhängigen Demokratiebewegung würden ignoriert.
Der Verweis auf die angebliche afghanische Mentalität erlaubt auch den Befürwortern des Militäreinsatzes über das ganz und gar nicht demokratische Prozedere der Wahlen hinweg zu sehen. »Die Afghanen sind nicht reif für Wahlen«, heißt dann die Begründung für das Wahldesaster.
Bezahlte Ruhe
Die Londoner Times enthüllt nach amerikanischen Nachrichtendienstquellen, daß der italienische Geheimdienst Taliban bestochen haben soll, um das Einsatzgebiet der italienischen Streitkräfte in Afghanistan ruhig zu halten. Die Berlusconi-Regierung dementiert wild. Französiche Soldaten, welche die vermeintlich ruhige Gegend übernahmen, mußten einen hohen Blutzoll entrichten.
Vor Gericht gegen die eigene Armee
Hans Wallow beklagt auf den Nachdenkseiten die Rückkehr der Bundeswehr zu vergangen geglaubten Zeiten. Kritische Geister würden bestraft und zwangsversetzt, selbt wenn sie sich auf das Völkerrecht beriefen.
Aber sie stehen meist ziemlich allein da. Das zunehmende Desinteresse der Öffentlichkeit gegenüber inszenierter Politik und ihre Ablehnung von Militäreinsätzen begünstigt eine gefährliche Entwicklung der Bundeswehr zum Staat im Staat, was sie faktisch schon ist.
Im Osten nichts Neues
Patrik Cockburn berichtete im Juni in der London Review of Books über Afghanistan [deutsch erschienen in der Le Monde Diplomatique]. Ethnische Segregierung, eine korrupte Regierung, Wegegeld für Banditen und Taliban, erdrückende Armut und perfide Sicherheitslage unterminieren die Glaubwürdigkeit des westlichen Bündnisses. Dietmar Herz erzählt in »Morgenland ohne Morgen« im SZ-Magazin, wie er sich verkleiden muß, um in das unweit von Kabul gelegene Gardez zu gelangen. Dort schotten sich die Ausländer ab, denen die lokale Bevölkerung feindselig gesinnt ist. Den kulturellen Widersprüchen zwischen West und Ost geht Jochen-Martin Gutsch im Spiegel nach, wo er über das Todesurteil für einen Studenten berichtet, der einen islamkritischen Text vervielfältigte – eine andere Sicht der Geschichte zeigt Marc Thörner auf.