Magazin Beitrag

Die modernen Söldner

Rezension von »Krieg als Dienstleistung«
Die modernen Söldner

Immer wieder geraten private Militärfirmen in den Fokus der Öffentlichkeit - etwa im Irak sorgte das harte Vorgehen der modernen Söldner für anhaltende Kritik. Dennoch ist über diese Branche kaum etwas bekannt. Und verständlicherweise hat man dort auch wenig Interesse, dass sich das ändert. Rolf Uesseler hat sich umfassend mit der Thematik beschäftigt und ein Buch geschrieben, das nun bereits in einer dritten aktualisierten Auflage vorliegt: Krieg als Dienstleistung. Private Militärfirmen zerstören die Demokratie. Berlin 2008.

Die privaten Militärfirmen (PMF) haben sich mittlerweile zu einer weltweit agierenden Branche entwickelt, und die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: 1,5 Millionen Beschäftigte und 200 Mrd. Euro Umsatz (S. 38); allein 30.000 von ihnen sind im Irak tätig. Uesseler schildert zunächst einige Beispiele von Söldnern und ihren Einsätzen, um dann die Unternehmen und Auftraggeber dahinter vorzustellen. Vorreiter bei der Privatisierung des Krieges sind dabei nach wie vor die USA und Großbritannien, entsprechend sind hier auch die meisten Firmen angesiedelt. Allerdings setzt auch die Bundeswehr verstärkt auf deren Hilfe. Das Outsourcen von militärischen Kompetenzen ist allerdings umstritten. Insbesondere meint Uesseler, dass sich damit tatsächlich kaum Kosten einsparen ließen (156). Zudem ergeben sich noch eine Reihe weiterer ernster Probleme: Die PMF sind intransparent bei der Erfüllung ihrer Aufträge (26), unterliegen keinerlei rechtlicher Kontrolle (160) und haben selbstverständlich v.a. ihre eigene Gewinnmaximierung als Erfolgsmaßstab im Auge (162). Daneben führt die Auslagerung zu einer zunehmenden Abhängigkeit der Armeen von ihren Helfern, insbesondere in den Bereichen Logistik und Technik. Mittlerweile sind die USA ohne sie schon gar nicht mehr in der Lage, Krieg zu führen (43). Die Tätigkeiten umfassen auch Kampfeinsätze oder die Ausbildung von Soldaten und Polizisten; es gibt wohl kaum eine Aufgabe im Sicherheitsbereich, die sie nicht erfüllen können.

Auch Staaten der Dritten Welt setzen in ihren inneren und äußeren Konflikten PMF ein, meist bezahlt durch Rohstoffverkäufe. Ein ganz wichtiger Auftraggeber sind private Konzerne, die sich so ihre Investitionen in Konfliktregionen beschützen lassen. Am Beispiel Kolumbiens wird deutlich, dass dabei wenig Rücksicht auf die lokale Bevölkerung genommen wird (145). Ähnlich die Entwicklung in den zahlreichen Sonderwirtschaftszonen weltweit: Hier hat sich der Staat weitestgehend zurückgezogen, und so »herrschen« dort die Unternehmen quasi uneingeschränkt. Die PMF werden so zunehmend mit Aufgaben betraut, die vormals statlichen Institutionen vorbehalten waren. Mit teils fatalen Konsequenzen für die in diesen Zonen arbeitenden Menschen (60).

In einem abschließenden Fazit kommt Uesseler zu dem Schluss, dass die PMF nicht nur überflüssig, sondern auch eine Gefahr für die Gesellschaft seien (215). »Konfliktlösung [ist] ein zu komplexes Problem, als dass es mit Waffengewalt und einem 'Frieden von oben' einfach bewältigt werden könnte. Der Einsatz von privaten Militärfirmen stellt eine primitive Option dar, um eine vielschichtige Problematik zu lösen […] Eine solche Option zeigt keinen Weg zu einer nachhaltigen Friedenskonsolidierung auf, sondern verstetigt […] die bestehenden Konflikte.«(212f) Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die meisten NGOs ganz bewusst auf den Schutz von PMF verzichten (184).

Neben einer Fülle von aktuellen Fakten und Beispielen liefert der Autor auch noch einen recht erhellenden Abriss der Geschichte des Söldnerwesens von der Antike bis zum Wiederaufleben der Branche nach dem Ende des Kalten Krieges (89-122). Schwach sind allenfalls die von ihm vorgeschlagenen Regeln für eine rechtliche Einhegung der PMF (220f). Denn gerade seine eigene Darstellung zeigt ja, dass sich diese Firmen immer wieder erfolgreich dem Zugriff staatlicher Organe entziehen können und deshalb mit juristischen Mitteln allein wenig bewirkt werden würde. Sinnvoll wäre wohl eher der vollständige Verzicht auf deren Dienste und das international koordinierte Verbot dieses modernen Söldnertums.