Magazin

Autobahnen vom Lebensversicherer?

Das ist Irrsinn mit Methode

Der Versicherungskonzern Ergo will seine Investitionen in Infrastrukturprojekte in den nächsten Jahren verzehnfachen. Auch die Allianz verkündete bereits, sie könne es sich sehr gut vorstellen, künftig auch in Deutschland Infrastrukturprojekte wie Autobahnen zu finanzieren. Man müsse dazu jedoch noch investorenfreundlichere Rahmenbedingungen schaffen. Dies soll eine Kommission bewerkstelligen, die von Sigmar Gabriel eingesetzt wurde und deren Bericht noch vor Jahresende erwartet wird. Die fehlgeleitete Politik des letzten Jahrzehnts macht es möglich – schon bald könnte es so weit sein, dass Versicherungskonzerne Autobahnen bauen und sich die lukrativen Renditen vom Steuerzahler bezahlen lassen. Das ist – nicht nur – volkswirtschaftlicher Irrsinn. Doch dieser Irrsinn hat Methode. Weiterlesen … »

Zum Bahnstreik

Aus den Zeilen tropft Hass

Was hat Claus Weselsky den Medien eigentlich getan? Die BILD nennt ihn den „Größen-Bahnsinnigen“ und fordert ihre Leser auf, dem „Gewerkschafts-Boss“ unter der auf der Titelseite gedruckten Büronummer „die Meinung zu geigen“. Der Focus kürt ihn gar zum „meistgehassten Deutschen“ und präsentiert seinen Lesern Fotos vom Wohnhaus der Familie Weselsky samt genauer Ortsangabe. Selten tropfte so viel Hass aus den Zeilen. Und dieser Hass tropft offenbar auf fruchtbaren Boden, wie die von Medien eingesammelten O-Töne belegen. Die Wut der vom Streik betroffenen Bahn-Kunden ist freilich verständlich. Absolut unverständlich ist jedoch, dass aus dieser Wut auf den Streik ein kanalisierter Hass auf die Lokführer, die GDL oder gar Herrn Weselsky wird. Hier werden Opfer und Täter verwechselt. Weiterlesen … »

Bahnstreik

Ich bin ein GDL-Versteher

Die Lokomotivführergewerkschaft GDL hat es in diesen Tagen nicht eben leicht. Ihr Vorsitzender Claus Weselsky wird in den Medien als eine Art Atilla der Lokführerkönig dargestellt, während der Streik der Eisenbahner in der veröffentlichten Meinung zum Untergang des Abendlandes hochgeschrieben wird. Hinter den Kulissen wurde zur heiligen Hetzjagd auf das Gespenst der Lokführergewerkschaft geblasen – beteiligt ist neben der Deutschen Bahn AG, den Medien und der SPD auch die DGB-Gewerkschaft EVG, die im offenen Clinch mit der GDL liegt. Dabei hat die GDL allen Grund, der EVG ein wenig Konkurrenz zu machen. Die EVG und vor allem deren Vorgängerin Transnet ist nämlich nicht gerade ein Ruhmesblatt für die Geschichte der Gewerkschaften in Deutschland. Weiterlesen … »

Ebola

Die Katastrophe hinter der Katastrophe und der erbärmliche Zynismus Deutschlands

Die Nachrichten aus den drei von Ebola am stärksten heimgesuchten westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone könnten kaum schlechter sein – seit Ausbruch der Epidemie hat die Weltgesundheitsorganisation nun bereits mehr als 8.900 bestätigte Ebola-Fälle registriert. Für Dezember geht man nun von bis zu 10.000 neuen Fällen aus – pro Woche, wohlgemerkt! Bis Ende Januar 2015 kalkulieren die Experten mit 200.000 bis 250.000 Erkrankungen. Das ist für die drei bitterarmen Länder, von denen zwei sich gerade eben langsam von einem langwährenden Bürgerkrieg erholen, eine echte Katastrophe. Mindestens genau so schlimm wie die direkten sind jedoch die indirekten Folgen der Epidemie. Allen drei Staaten droht kurz- bis mittelfristig eine humanitäre Katastrophe mit Hungersnöten und mittel- bis langfristig eine tiefe Wirtschaftskrise, die die gesamte Region destabilisieren könnte. Aus Deutschland ist leider keine Hilfe zu erwarten. Weiterlesen … »

Die Bundeswehr

Pleiten, Pech und Pannen mit Ansage

In den letzten Wochen verging kaum ein Tag, an dem die Bundeswehr keine neue Panne oder keinen neuen Ausrüstungsmangel vermeldete. Wie bestellt wurden diese Hiobsbotschaften von Leitartikeln in den üblichen verdächtigen Zeitungen begleitet, um direkt oder indirekt mehr Geld für den Verteidigungsetat zu fordern. Ein abgekartetes Spiel? Ja und nein. Weiterlesen … »

Polyphonie der Massen

Der Diskurs der Arbeiteremanzipation aus der Nacht der Ideologie. Einige Hintergründe zu einem seltsamen Buch Jacques Rancières
Polyphonie der Massen

„Es ist schon ein seltsames Buch“, charakterisierte kürzlich ein Bekannter Die Nacht der Proletarier, die bereits 1981 veröffentlichte und seit September letzten Jahres erstmals auf deutsch vorliegende Dissertation Jacques Rancières. Die zeitgenössische Kritik sah darin, wo sie am strengsten urteilte, lediglich „Literatur“. Verzichtet Rancière doch durchweg „auf die erklärende Distanz“, die geeignet wäre, das Denken der LeserInnen zu entlasten, indem sie das Denken der Untersuchungsobjekte verwirft. Stattdessen werden die Objekte dieser genealogischen Untersuchung über die politische Subjektivierung und das Denken der Arbeiter, die 1830 die Erfahrung der Pariser Julirevolution gemacht hatten, als Subjekte ernst genommen. Und als solche kommen sie selbst ausführlich zu Wort, ohne dass ihre Äußerungen nur dazu dienten, diese oder jene vorgefasste Ansicht zu illustrieren. Weiterlesen … »

Geschichtsschreibung von, über und für Eliten?

Der Erste Weltkrieg im Meinungsstreit
Kriegsgräberfeld in Belgien
Kriegsgräberfeld in Belgien Bild von Enidanc

Zum 100. Jahrestag des Weltkriegsbeginns ist eine wahre Flut an historischen Publikationen über uns hereingebrochen. Darin sind, für Wissenschaft und Öffentlichkeit gleichermaßen, zahlreiche neue Erkenntnisse im Detail enthalten. Das ist sicherlich zu begrüßen. Mit Blick auf 2014 scheint aber neben dem gewachsenen Wissen noch mehr ein Wandel der Perspektiven und Interpretationen von Interesse zu sein. Im Gefolge des aufsehenerregenden Bestsellers von Christopher Clark1 über die diplomatische Vorgeschichte des Krieges setzt sich gerade eine Deutung durch, die gleichermaßen antiquiert wie gegenwartsorientiert ist.

  • 1. Christopher Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. München 2013.
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