Presseschau Beiträge von Ilari Henry

Die Geschichte vom Geschichtenerzähler

Die Biographie des polnischen Reisejournalisten Ryszard Kapuscinski löst weltweit Diskussionen aus

Der polnische Journalist und Buchautor Ryszard Kapuscinski gilt durch seine Reisereportagen wie »König der Könige« als einer der bedeutensten Journalisten des 20. Jahrhunderts. Er hat die Grenzen des Genres gesprengt. Allerdings hat er laut der jüngst erschienenen Biographie »Kapuscinski Non Fiction« von Artur Domoslawski auch die Grenzen zwischen Berichterstattung und Fiktion nicht beachtet. Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung berichten über die rege Debatte, welche die Skandalbiographie in Polen sowie international ausgelöst hat, die taz interviewt Domoslawski. Timothy Garton Ash diskutiert im Londoner Guardian die Objektivität in den Medien und deren Grenze. Im Titel Kulturmagazin räsoniert Carl Wilhelm Macke über die Fragwürdigkeit der Errichtung von Denkmälern für vermeintliche Vorbilder.

Treibholz der Weltpolitik

Die politische Neuorientierung Libanons
Beirut 2007 <br/>Foto von aldask
Beirut 2007 Foto von aldask

Das kleine Libanon ist in seiner Politik abhängig von der politischen Großwetterlage in der Region. Da sowohl die USA als auch Saudi-Arabien nach besseren Beziehungen mit Syrien streben, ist das Ermittlungsverfahren um den Mord des libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri ins Stocken geraten. Auch Libanon strebt ein besseres Verhältnis zu seinem einflußreichen Nachbarn an, so Deutschlandfunk Eine Welt.

Hundert Jahre Verbrechen

Der Krieg im Kongo hat eine lange Geschichte
Verehrung eines Verbrechers: Statue von König Leopold II in Brüssel
Verehrung eines Verbrechers: Statue von König Leopold II in Brüssel

Der Sender Phoenix strahlte 2008 die Dokumentation Schatten über dem Kongo aus, welche auf dem gleichnamigen Buch von Adam Hochschild basiert. Das Elend des aktuellen Bürgerkrieges und dessen Menschenrechtsverletzungen haben eine lange Geschichte, zurückgehend auf die Aneignung des Kongo durch den belgischen König Leopold II. Dieser erfand – recht diabolisch – eine philantropische Tarnung für sein Unternehmen, der Ausbeutung des Kongo. Bevor die Welt von diesem Verbrechen Notiz nahm, wurde die Bevölkerung nach Schätzungen um 10 Millionen Menschen auf die Hälfte dezimiert. Der Film widmet sich darüber hinaus der kolonialen und postkolonialen Ausbeutung des Landes.  In diesem Zusammenhang ist der Film aus dem Jahre 2000 über den Tod von Patrice Lumumba erwähnenswert – Mord im Kolonialstil.

Eine neue Sprache

Elias Canettis Buch Masse und Macht

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Hannah Arendt als eine der ersten Wissenschaftlerinnen einen nicht unumstrittenen Deutungsversuch des entgrenzten Verhaltens des Menschen in der Masse unternommen. Der Schriftsteller Elias Canetti entwarf dagegen mit dem Buch »Masse und Macht« ein eher poetisches Konzept eines Blickes von innen auf das unberechenbare Verhalten moderner Gesellschaften. Dafür erfand er  ein eigenes Vokabular, welches die Eigendynamik und die Bedeutung der Masse veranschaulicht. Die Sendung Essay und Diskurs des Deutschlandfunks hat einen Deutungsversuch unternommen.

Grenzbereiche

Fragwürdige Praktiken bei der Bundeswehr

Die ARD Tagesschau berichtet über einen erneuten Fall von entwürdigenden Initiationsriten bei der Bundeswehr in Mittenwald. Christina Steinlein beleuchtet im Focus die kulturellen Hintergründe. So vergleicht sie die Vorfälle mit archaischen Stammesriten. Die immer gravierender werdenen Fälle hingen zusammen mit einem Streben nach Grenzüberschreitung in einer reizüberfluteten Gesellschaft.

Eine Bilanz der Aktienmärkte

Die Sinnfrage nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen der Börse
Börse in São Paulo <br/>Foto von rednuht
Börse in São Paulo Foto von rednuht

Frédéric Lordon setzt sich mit Funktion und Aufgabe der Aktienmärkte auseinander. Diese würden ihren Versprechen wie der Finanzierung von Unternehmen nicht gerecht, da beispielsweise in der Bilanz mehr Geld an die Aktionäre aus dem Unternehmenskapital zurückfließt als die Unternehmen durch die Aktienausgabe einnähmen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Aktienmärkte sei ein Mythos. Dagegen richteten sie durch Renditedruck großen Schaden in der Realwirtschaft an.

Leere Taschen

Griechenland hat Schwierigkeiten, seinen Haushalt zu konsolidieren
Protest in Athen im Dezember 2008 <br/>Foto von Sotiris Farmakidis, Flickr
Protest in Athen im Dezember 2008 Foto von Sotiris Farmakidis, Flickr

Die Le Monde diplomatique schreibt über die Finanzmisere des Staatshaushaltes in Griechenland. Die Finanzkrise habe die strukturellen Probleme nicht erzeugt, sondern erst sichtbar gemacht. Steuerhinterziehung sei gerade bei reicheren Griechen ein Volkssport, der für die Staatskasse bedrohliche Ausmaße annehme. Diese haben von den Förderungen der EU gut gelebt, ohne sie zu investieren. Die Europäische Union zwinge nun den Staat gerade in der Krise zu Haushaltskonsolidierungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft wurde, was die Kreditaufnahme zudem verteuere.

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