Presseschau Beitrag

Fokus Nahost

Wie der Libanesische Bürgerkrieg das Spielfeld des Nahostkonflikts wurde

Als Kai Hermann 1969 den Libanon bereiste, wurde er bereits mit dem konfrontiert, was in den folgenden Jahrzehnten zum Libanesischen Bürgerkrieg anschwellen sollte. Neben den Palästinensern, die im Libanon einen Staat im Staate aufbauten und den verschiedenen reichen Familienclans, die ihre eigenen Milizen unterhielten, waren es die ausländischen Staaten, die in diesem zerrissenen und aufgerüsteten Land willige Koalitionäre für ihre Ziele vorfanden.

Georges Corm, der frühere libanesische Finanzminister, beschreibt in der Le Monde Diplomatique diese Einflussnahmen fremder Mächte und wie die verschiedenen Koalitionen dem Bürgerkrieg immer wieder Waffen und Geld zufließen ließen und dessen Intensität dadurch ungebrochen blieb.

Auch nach dem Frieden von Taif blieb das Land Spielball besonders der Nachbarn Syrien und Israel sowie deren Verbündeten, die die Politik weiterhin maßgeblich bestimmten.

In einem umfangreichen Bericht über den Bürgerkrieg legt Knut Mellenthin, neben der Schilderung des Kriegsverlaufs, einen besonderen Fokus auf die Instabilität der Bündnisse, die während des Bürgerkrieges und auch danach immer wieder wechselten und dadurch Raum für strategische Taktierereien öffneten. Mellenthin beschreibt anschaulich die Spaltung der Gesellschaft in eine Vielzahl von Konfessionen, welche sich zum Beispiel im komplizierten Wahlsystem sowie in starken sozialen Verwerfungen widerspiegelt.