Presseschau Beitrag

Experiment mit ungewissem Ausgang

Die Afghanische Nationalarmee

Der Krieg in Afghanistan verliert zunehmend an Rückhalt in den westlichen Gesellschaften; Ursachen dafür sind die steigenden Verluste und nicht zuletzt die Tatsache, dass Erfolge kaum auszumachen sind. Deshalb mehren sich - auch in Deutschland - die Stimmen derer, die statt eigener Soldaten lieber afghanische Truppen in die Gefechte schicken wollen. Allerdings kann die sog. Afghanische Nationalarmee (ANA) noch immer nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, wie eine Studie von Michael Paul ergibt.

Die Ursachen dafür sind vielfältiger Natur. Zunächst war die ANA chronisch unterfinanziert, und auch die Zahl der westlichen Ausbilder war viel zu gering. Die Ausrüstung stammt zu großen Teilen noch immer aus sowjetischen Beständen. Alles in allem führt das nicht nur zu einer sehr bedingten Einsatzbereitschaft, sondern auch zu massiver Korruption. Taktisch gesehen bleibt diese Armee auf die technische und operative Hilfe der NATO angewiesen, politisch ist äußerst fraglich, ob sie sich vom Einfluss der lokalen Warlords oder am Ende gar der Taliban emanzipieren kann.

Wenn überhaupt, wird die ANA erst in einigen Jahren in der Lage sein, ihre Hauptaufgabe, »die Aufstandsbewegung im Innern zu bekämpfen«, lösen können. Klar ist auch, dass ihr Aufbau nur sinnvoll ist in Verbindung mit einem stabilen demokratischen Staatswesen. Und auch davon ist Afghanistan noch weit entfernt.