Presseschau Beitrag

Gerechtigkeit nicht erwünscht

Die Bundesregierung spielt im Ringen um mehr Gerechtigkeit in der Textilindustrie keine rühmliche Rolle
Aktivisten vor einer Lidl-Filiale in Wien
Aktivisten vor einer Lidl-Filiale in Wien Bild von Clean Clothes Campaign

Dass die globale Textilienproduktion unter sozialen wie ökologischen Gesichtspunkten moralisch kaum vertretbar ist, belegen mittlerweile zahlreiche Berichte und Studien.

Auch bei der Europäischen Union (EU) scheint das Bewusstsein für das Problem zu wachsen. So arbeitet die EU-Kommission aktuell an einer neuen Handelsrichtlinie, die Unternehmen dazu verpflichten soll, ihre Produktions- und Handelsketten offenzulegen. Es soll in Zukunft überprüft werden können, ob die Unternehmen, die von ihnen eingegangenen, aber oft nicht befolgten Verhaltenskodizes befolgen.

Auch wenn diese neue Strategie der EU-Kommission im Ringen um bessere Arbeitsbedingungen und angemessenere Löhne für die Angestellten in den Produktionsländern bei weitem nicht ausreichend ist, wäre sie doch immerhin ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, mit dem die Bundesregierung jedoch offenbar nicht einverstanden ist. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) machte in einem Brief an die EU-Kommission deutlich, dass Deutschland weiterhin auf dem Prinzip der Freiwilligkeit bestehe und sich deshalb gegen neue Transparenzvorschriften für Unternehmen ausspreche.

Kommentar

Es scheint, als sei der Bundesregierung der Schutz von Unternehmensinteressen im Zweifelsfall wichtiger als eine Verbesserung der prekären Situation der Angestellten in den Produktionsländern. Sie zeigt mit ihrem Verhalten außerdem, dass sie nicht gewillt ist, global agierende Unternehmen, die ihrer sozialen Verantwortung nicht gerecht werden, in die Pflicht zu nehmen.