Presseschau Beitrag

Kampf um Symbole

Welche Rolle spielen Künstler bei der Aufwertung von Städten?
Im Gängeviertel in Hamburg <br/>Foto von lucky catz
Im Gängeviertel in Hamburg Foto von lucky catz

Als berechtigt und zugleich rückwärtsgewandt sieht Jan Füchtjohann in der Süddeutschen Zeitung die Proteste gegen Aufwertung von Stadtteilen. Die künstlerische Avantgarde, die sich in Hamburg und Berlin den Protesten anschließt, habe keine neuen Konzepte zur Gestaltung der Städte.  Eine »Dämonisierung« der Proteste erkennt der Stadtsoziologe Andre Holm auf seinem Blog in diesem Beitrag:

Die Argumente von Jan Füchtjohann sind mit flotter Feder formuliert – aber mindestens so oberflächlich wie seine etwas verschrobene Kurzzusammenfassung der bisherigen Gentrification-Forschung.

Dabei ist ein Beitrag von Helge Peters aus dem Hate-Magazin, auf den sich Füchtjohann bezieht, durchaus interessanter als seine eigene Einschätzung. Peters denkt darin über die ambivalente Rolle von Künstlern und Kreativen in Städten nach, deren Arbeit für Ver- und Aufwertungsprozesse ausgebeutet wird:

Vielmehr übersetzen sie die authentische, weil nichtkommerzielle Arbeit urbaner Underground-Akteure in den Kontext der Wertschöpfung. Das soziale Leben in den Nischen der Metropole selbst wird zur produktiven Ressource, die sich die Kreativwirtschaft aneignet.

Peters geht es um die Integrationskraft des Kapitalismus, der oppositionelle Bewegungen intergriert und verwertet. Genau gegen die Benutzung von Künstlern als Werbevehikel für eine kreative, unternehmerische Stadt wehren sich Künstler in Hamburg der Kampagne Not in our Name in ihrem Manifest:

Ein Gespenst geht um in Europa, seit der US-Ökonom Richard Florida vorgerechnet hat, dass nur die Städte prosperieren, in denen sich die „kreative Klasse“ wohlfühlt. „Cities without gays and rock bands are losing the economic development race“, schreibt Florida. Viele europäische Metropolen konkurrieren heute darum, zum Ansiedelungsgebiet für diese „kreative Klasse“ zu werden.

Dieses Manifest reflektiert ausführlich die Einspannung kreativer und subversiver Kräfte in eine stadtpolitische Entwicklung, die sich in erster Linie an Aufwertung orientiert. Erst die Zusammenarbeit von Aktivisten und Künstlern hat dafür gesorgt, daß die Kritik an einer wirtschaftsorientierten Stadtpolitik in einem breiten gesellschaftlichen Spektrum wahrgenommen und diskutiert wird.