Presseschau Beitrag

Fetisch Leistung

Der Begriff der Leistung prägt die an Arbeit orientierte Gesellschaft
Leistung das Ideal unserer Gesellschaft? Leichtathletik-WM in Berlin  <br/>Foto von az1172
Leistung das Ideal unserer Gesellschaft? Leichtathletik-WM in Berlin Foto von az1172

Eine ganze Ausgabe hat die Zeitschrift Polar dem Begriff der Leistung gewidmet. Darin kommen Perspektiven aus der Alltagswelt, dem Fußball, der Kunst und der Bildung zu Wort. Der Eingangsbeitrag stützt sich auf ein Forschungsprojekt am Institut für Sozialforschung in Frankfurt. Kai Dröge und Sighard Neckel erörtern darin die Bedeutung des Leistungsbegriffs in Gesellschaft und Politik. Denn »Leistung« ist die Grundlage einer wirtschaftsorientierten Vorstellung, nach der die Eliten durch Steuern geschröpft werden. Doch darin wird eine Vorstellung verobjektiviert: Statt einer Diskussion unterschiedlicher gesellschaftlicher Wertvorstellungen wird ein hohes Einkommen mit harter Arbeit gleichgesetzt und als alleiniges Merkmal für »Leistungsgerechtigkeit« gesetzt.

Eine solche Politik basiert jedoch auf einem grundlegenden Missverständnis: Sie geht davon aus, dass die gegebene Verteilung der Vermögen und Einkommen, wie sie sich vor der Umverteilung durch den Wohlfahrtsstaat darstellt, im Großen und Ganzen gemäß den normativen Spielregeln des Leistungsprinzips zustande gekommen sei.

Darin wird jedoch nicht die erste Verteilung der Einkommen hinterfragt, sondern nur die zweite Verteilung durch den Staat kritisiert. Dies sei jedoch ebenso umstritten wie der Begriff der Leistung überhaupt:

Überhaupt ist die Frage weniger, ob, sondern vielmehr, welche Leistung sich in unserer Gesellschaft lohnen soll und warum. Ein deregulierter Markt prämiert bestimmte Formen des ökonomischen Erfolges,  führt aber nicht notwendig zu mehr Leistungsgerechtigkeit.