Presseschau Beitrag

Zerreißprobe

In Ecuador nehmen die inneren Spannungen zu

Äußerst unterschiedliche Interpretationen liegen zu den Unruhen in Ecuador Ende September vor: So sieht die amerikanische Autorin Eva Golinger die CIA in einen Putschversuch gegen den Präsidenten Rafael Correa verwickelt; Josef Oehrlein meint dagegen in der FAZ, der Präsident habe durch ein Veto den Aufstand der Polizei provoziert. Eine komplexere Analyse bietet dagegen Miriam Lang auf dem Portal Quetzal. So haben zwar reaktionäre Kreise ein Interesse an einem Putsch, die Situation sei jedoch eher spontan entstanden. Hintergrund sei die Entfremdung der Regierung von den sozialen Bewegungen, die sie ursprünglich getragen haben:

Am wahrscheinlichsten ist die These, dass es in Ecuador selbstverständlich politische Kräfte gibt, die an einem Staatsstreich interessiert sind und auch daran arbeiten – mit Unterstützung reaktionärer Kräfte aus dem Ausland. Dass aber der 30. September kein Tag war, an dem bereits ein fertiges Drehbuch für einen Putsch umgesetzt wurde, sondern tatsächlich spontane Proteste des öffentlichen Dienstes am Vormittag langsam übergingen in einen politisch motivierten Aufstand der Polizei unter dem selben Vorwand, der aber bereits mit Flugblättern angeheizt wurde, und schließlich, nachdem der Präsident in der Kaserne aufgetaucht war und sich quasi in der Gewalt der Aufständischen befand, die an seinem Sturz interessierten Kräfte alles getan haben, um das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Doch spricht der chaotische Verlauf der Dinge am Nachmittag und Abend und die schwankende Haltung der Streitkräfte eher gegen einen fertigen Plan.