Presseschau Beitrag
Copy and Paste cum Laude
Auch wenn es in der Politik noch umstritten ist: Bei der bislang bekannt gewordenen Anzahl und dem Umfang von nicht zitierten, aber übernommenen Textpassagen in der Doktorarbeit des Bundesverteidigungsministers kann es sich keineswegs um ein Versehen handeln – insbesondere wenn gar der Beginn der Einleitung des Textes offensichtlich kopiert ist. Die Süddeutsche Zeitung hat eine kleine Galerie der Plagiate des Ministers zusammengestellt, ebenso wie einen Abriss seiner bisherigen Affären.
Bereits zu Beginn seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister hatte Guttenberg ohne Not gelogen, als er behauptete, bereits in der Wirtschaft gearbeitet zu haben. Dummerweise hatten einige Journalisten bei NDR Zapp genauer hingeschaut. Die Kundus-Affäre brachte ihm dann den Titel des Lügenbarons ein. Die jetzige Aufdeckung rundet das Bild eines Aufschneiders in der Politik ab, der sich mit Hilfe der Medien inszenieren konnte.
Dabei ist bekannt, daß Doktorarbeiten, welche Politiker während ihrer aktiven Tätigkeit schreiben, eher durch humoristischen als durch wissenschaftlichen Erkenntniswert auffallen – schon Dr. Helmut Kohls Arbeit über »Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945« war in Insiderkreisen berüchtigt; zu schwer ist es neben dem Vollzeitjob eines Politikers tief in die Materie einzusteigen, geht es bei dem Doktortitel doch meist eher um Prestige denn um Wissensdrang.