Presseschau Beitrag

Wege zum Wachstum

Die Grünen verdanken ihren Erfolg ideologischer Flexibilität

Wolfgang Storz, ehemaliger Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, beschäftigt sich in der taz mit dem Aufstieg der Grünen Partei in Deutschland. Dieser Erfolg beruhe auf der öffentlichen Wahrnehmung der Gradlinigkeit in ihrer ökologischen Politik. Doch dabei handele es sich um einen Mythos, denn die Ökologie der Grünen entstand ursprünglich vor dem Hintergrund einer wachstumskritischen Haltung, die auch in anderen Parteien repräsentiert war. Doch diesen Standpunkt haben die Grünen längst zugunsten einer industriefreundlichen Politik aufgegeben:

Die beiden Aspekte Wachstumskritik und dezentrales anderes Wirtschaften waren einst bei ihnen so bestimmend, wie sie heute vergessen sind. Was als Programm für Naturschützer begann, mündet heute in eine gigantische Modernisierungsoffensive für Industrien und Wirtschaftsgesellschaften - buchstäblich eine Goldgrube an Investitionen, Innovationen und Renditemöglichkeiten.

Diese ursprünglich kritische Haltung zur Ideologie des Wirtschaftwachtums werde aber auch von keiner anderen Partei übernommen. Storz sieht darin einen Aspekt der Verödung der politischen Landschaft:

Da aber auch die Linkspartei nicht die Rolle der Wachstumskritiker von den Grünen übernehmen wird, haben wir es heute mit einem Parteiensystem zu tun, das zwar numerisch zahlreicher, aber bezüglich der Haltungen, die von und in ihm vertreten werden, einfältiger ist als das in den achtziger Jahren.