Presseschau Beitrag
Unter Druck
Bradley Manning wird vor einem Militärgericht aufgrund der Weitergabe von geheimen Daten an Wikileaks wegen Geheimnisverrats angeklagt. Das Portal Gulli schildert die Verteidigungsstrategie seines Anwalts: Der Schaden für die USA durch das Leck sei begrenzt, unklar sei, warum der offensichtlich unter psychischen Problemen leidende Manning überhaupt Zugang zu den Daten hatte. Der Fall ist in den USA äußerst umstritten – Manning wurde in den ersten Monaten seiner Haft mißhandelt, einige Politiker forderten die Todesstrafe.
Bereits vor einigen Monaten hat Jörg Fuchs eine kritiksche Bestandsaufnahme von Wikileaks im Titel-Magazin geschrieben: So sei das Projekt seinem Anspruch ebenso wenig gewachsen wie dem Sturm, der durch die Veröffentlichungen ausgelöst wurde. Der Autor vermißt eine klare Haltung bei Wikileaks und beklagt den schlampigen Umgang mit Daten. Die Konzentration auf einen öffentlich wirksamen Frontmann ist für das Projekt gefährlich, dagegen veröffentlichen anonyme Hackergruppen Daten weniger angreifbar. Dazu zählt die Veröffentlichung einer Diskreditierungkampagne gegen Wikileaks durch einen Dienstleister, die in den Bereich psychologischer Kriegsführung fällt.
Nachdem Wikileaks zwischenzeitlich seine Aktivitäten aufgrund von Finanzengpässen einstellte, wurde im Dezember eine Reihe von Prospekten von Spionagedienstleistern in Zusammenarbeit mit verschiedenen Medien veröffentlicht. In Deutschland geriet dabei der Export von Überwachungssoftware in Diktaturen in die Kritik; allerdings wurde weniger die Frage gestellt, ob diese auch im Inneren eingesetzt wird. Denn die Legalität dieser Werkzeugkoffer für den digitalen Einbruch ist fraglich. Darunter fallen eher harmlose Spielzeuge wie das knacken einer verschlüsselten WLAN-Verbindung, ebenso wie die Möglichkeit voll verschlüsselte Systeme auszulesen, indem im laufenden Betrieb – beispielsweise durch einen Wohnungseinbruch – Festplatte und Arbeitsspeicher gespiegelt werden.