Presseschau Beitrag

Die Komoren, Frankreich und ein Abschiebelager

Die Insel Mayotte wird zu einem Überseedepartment und 1/3 der Bevölkerung ohne französischem Pass muss weichen

Im Jahr 1974 stimmten die Bewohner der Komoreninsel Mayotte gegen die Loslösung von Frankreich. Sie standen damit fortan im Gegensatz zu den verbliebenen drei Komoreninseln, die als »Union der Komoren« ihre Unabhängigkeit erlangten. Im nächsten Jahr nun soll Mayotte den Status eines Überseedepartments erhalten und somit allen anderen französischen Departments gleichgestellt werden, so z.B. im Bereich Sozialhilfe, Mindestlohn und Kindergeld. Doch gilt dies nur für Menschen, die eine französische Staatsbürgerschaft vorweisen können, wodurch eine bereits existierende Trennung auf der Insel und in der gesamten Region eskaliert. Ein Bericht des Weltspiegels zeigt die Folgen dieser Grenzziehung auf. Er schildert das Leben in Frankreichs größtem Slum und einem völlig überfüllten Abschiebelager.

Nach ihrer Unabhängigkeit verarmten die umliegenden Komoreninseln durch häufig wiederkehrende Staatsstreiche und einer durch den Kolonialismus ererbten Abhängigkeit von immer stärker schwankenden Rohstoffpreisen. Erschwerend kommt eine starke Zentralisierung zugunsten der Insel Njazidja mit der Hauptstadt Moroni hinzu.
Mayotte dagegen profitierte durch die Zuwendungen aus Paris und entwickelte sich so zu einem Anziehungspunkt für die Bewohner der umliegenden Inseln. Neben einer kostenlosen Gesundheitsversorgung gibt es kostenlose Schulen, für deren Besuch keine Anmeldung notwendig ist. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 1/3 der Bevölkerung ohne gesicherten Aufenthaltstitel auf Mayotte lebt. Frankreich beabsichtigt 23.000 Menschen in diesem Jahr abzuschieben: Es soll versucht werden »Lagerbestände an Illegalen abzubauen«.

Eine Reportage der Deutschen Welle widmet sich ebenfalls dieser Rolle Mayottes als Vorposten Europas und der damit zusammenhängenden Abschottungspolitik. Jedes Jahr versuchen tausende Menschen  mit kleinen Booten die Überfahrt nach Mayotte, ca. 10.000 Menschen sterben jährlich auf der ca. 70km langen Reise. Die Überlebenden verstecken sich aus Angst vor der Polizei entweder in Siedlungen weit außerhalb der Städte oder leben im eingangs erwähnten Slum der Hauptstadt Mamoudzou.