Presseschau Beitrag

Der aufhaltsame Aufstieg des Karl-Theodor zu G.

Guttenberg gibt keine Ruhe

Wer dachte, dass Betrug und Blendung seine Karriere ruiniert hätten, sieht sich nun getäuscht. Dank virtuoser PR-Arbeit ist er nur acht Monate nach seinem tiefen Fall wieder allerorten präsent. Silvio Duwe analysiert die minutiöse Planung eines Comebacks: Erst Guttenbergs Auftritt als Elder Statesman jenseits des Atlantiks, dann der Quasi-Freispruch durch die Justiz und schließlich noch am gleichen Tag die Pressemitteilung des Herder Verlags bezüglich seines Interviewbuches.

Dort gibt er zwar vordergründig den reuigen Sünder, tatsächlich weist er aber die zentralen Vorwürfe noch immer von sich. Und zugleich startet er eine Generalabrechnung mit seinen Kritikern in Medien und Wissenschaft. Diese Strategie könnte auch deswegen aufgehen, weil zwei Leitmedien noch immer zu ihm halten. Die Bild in Gestalt ihres unsäglichen Franz Josef Wagner und die Zeit mit ihrem scheinbar seriösen Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, der den weitgehend unkritischen Gesprächspartner in dem besagten Buch gibt. Jacob Jung weist dagegen darauf hin, dass die Bevölkerung ihm (noch) nicht wirklich verziehen hat:

Bisher steht die Öffentlichkeit einer Rückkehr Guttenbergs noch sehr kritisch gegenüber. An einer Online-Befragung der WELT beteiligten sich mehr als 20.000 Leser. 83 Prozent von ihnen möchten nicht, dass der frühere Minister „noch mal eine Rolle in der deutschen Politik spielt“. Auch bei der FTD voten 71 Prozent der gut 2.000 Befragten dafür, dass Guttenberg künftig „kein Amt“ bekleidet. Selbst beim Focus sprechen sich 60 Prozent der Leser dafür aus, dass ein „Plagiator in der Politik nichts zu suchen hat“. Die Erfahrung der Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass in der deutschen Medienlandschaft noch immer Geld, Einfluss und gute Beziehungen darüber entscheiden, ob selbst ein überführter Straftäter zurück in die Herzen der Bevölkerung geschrieben wird.