Presseschau Beitrag

Broder vs. Palmer

Wie funktioniert kritischer Journalismus (nicht)?

Henryk M. Broder und Boris Palmer liefern sich eine Debatte zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Felicia Langer, die in Ton und Art zu faszinieren weiß. Amüsant.

Hintergrund: Bundespräsident Horst Köhler verlieh Felicia Langer am 16. Juli 2009 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse als Anerkennung für ihr Lebenswerk. Die Publizistin Evelyn Hecht-Galinski hatte diese Auszeichnung angeregt, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hatte sie unterstützt. Der Vorgang führte zu einer öffentlichen Kontroverse.

Arno Lustiger, Ralph Giordano und Arno Hamburger kündigten die Rückgabe ihrer Bundesverdienstkreuze an, falls Langers Ehrung nicht rückgängig gemacht werde. Der Grund: Giordano sieht Langer als langjährige „Feindin Israels, die in einem Land mit verbreiteter Gesinnung, sich vom eigenen Schulddruck durch Kritik an Israel zu entlasten, nur von verheerender Wirkung sein kann.“ Der Zentralrat der Juden in Deutschland, das New Yorker American Jewish Committee, Johannes Gerster und die Deutsch-Israelische Gesellschaft, Henryk Broder, einige jüdische Gemeinden und andere kritisierten Köhlers Entscheidung und forderten deren Rücknahme. Broder vermutete, er habe diese in Unkenntnis von Langers Aussagen getroffen.

Boris Palmer und Baden-Württembergs Landesregierung verteidigten die Verleihung. Felicia Langer selbst bezeichnete die Kritik daran am 23. Juli 2009 als „Verleumdungskampagne“, die Kritik an Israel unterdrücken solle, und lehnte es ab, das Bundesverdienstkreuz zurückzugeben. Sie zeigte sich überzeugt, auch für das israelische Volk, nicht nur die Palästinenser etwas Gutes zu tun.