Presseschau Beitrag

Ein politisches Erdbeben

Der Skandal um die auflagenstärkste englische Sonntagszeitung stellt das politische System in Großbritannien in Frage
Heute ein Medienzar
Heute ein Medienzar Bild von World Economic Forum

Keith Rupert Murdoch steht einem der weltweit größten Medienimperien vor: Er begann den Aufbau in Australien, setze diesen in Großbritannien fort, wo seine News Corporation mit Zeitungen und Fernsehen über eine gewaltige Marktmacht verfügt. In den USA besitzt Murdoch mit dem ultra-rechtskonservativen Sender Fox News einen von vier US-weiten Nachrichtenfernsehsendern sowie ein Hollywood-Studio. Die Geschichte vom Aufstieg in Großbritannien ist das Ergebnis einer Symbiose von Medien und Politik. Diese Allianz war auch gemeinsam im Kampf gegen die vormals mächtigen Gewerkschaften aktiv. Christian Bunke rollt auf Telepolis diesen historischen Aspekt auf. Murdoch hat nicht nur den Premierminister David Cameron gefördert, sondern auch Tony Blair. Die Verbundenheit mit dem Polizeiapparat rührt aus der Zeit des Kampfes gegen die Macht der Gewerkschaften her.

Insofern ist der laufende Skandal aus der allzu großen Nähe zwischen wirtschaftlichen und politischen Interessen erklärbar; viele Beobachter sehen in Großbritannien eine strikte Klassengesellschaft. Doch der Skandal um angezapfte Telefone von Menschen aus allen Bereichen der britischen Gesellschaft bedroht nun dieses Kartell. Ein Beitrag von Peter Oborne im Daily Telegraph repräsentiert die Meinung der Mehrheit der Kommentatoren auf der Insel: David Camerons Teilhabe im System Murdoch wird ihn jede Glaubwürdigkeit kosten. Den einen Chefredakteur der News of the World machte er zu seinem Pressesprecher, die andere ist eine enge Vertraute. Somit steht das englische politische System in Frage, insbesondere weil in den kommenden Wochen mit weiteren Enthüllungen gerechnet wird.