Presseschau Beitrag

Copy and Paste

Geistiges Eigentum und die historischen Ursprünge der Plagiatsdebatte

Bereits in der Schule wird vermittelt, daß Abschreiben verwerflich sei. Die Diskussion um Original und Plagiat in der Literatur wird derweil heftig geführt, ein Schriftstellerverband meldete sich zu Wort. Die Diskussion um Verwertungsrechte im Netzzeitalter ist im vollen Gange. David Pachali verweist in der taz auf die kulturellen Hintergründe des Urheberrechts.

»Geistiges Eigentum« ist nicht dasselbe wie Urheberrecht, sondern meint eine bestimmte, naturrechtlich-metaphysische Begründung dafür - statt etwa der angelsächsischen Variante, die mit einem Schaffensanreiz argumentiert, um die Kultur voranzubringen.

Der Geniekult der Romantik habe die Vorstellung von Originalität erfunden, durch den heute die Rechteinhaber und -verwerter ihre Ansprüche legitimieren. Das Für und Wider des Nachdrucks war jedoch nicht unumstritten; Pachali verweist auf den Beweis der Unrechtmäßigkeit des Büchernachdrucks von Johann Gottlieb Fichte aus dem Jahr 1793 – zu einer Zeit als dies eine verbreitete Sitte war.

Ebenso interessant ist der Hinweis auf das Essay The ecstasy of influence: A plagiarism von Jonathan Lethem. Dieser unterscheidet zwischen Tausch- und Geschenkwirtschaft; denn durch letztere sei Kreativität erst möglich, kaum ein Werk sei denkbar ohne die Inspiration aus den kulturellen Schätzen:

Jeder Text ist vollkommen eingesponnen in Zitate, Bezüge, Echos und kulturelle Sprachen, die ihn in ein riesiges stereophones Gewebe einarbeiten.

Leider wird in der öffentlichen Auseinandersetzung zumeist wenig klar, wie zwei verschiedene Fragestellungen sich hier überlagern. Einerseits der Werks- und Kunstbegriff, der sich durch die digitale Revolution erneut wandelt; anderseits die wirtschaftlichen Verwertungsinteressen, die auf Schutzrechte durch internationale Abkommen angewiesen sind. Dazu zählen neben der Kulturindustrie auch die Markenrechte und die Patentierung von Saatgut und Medikamenten.