Presseschau Beitrag

Bis in die Spitzen

Die Macht des Finanzkonzerns Goldman Sachs
Blasenmaschine? Konzernsitz von Goldman Sachs in New Jersey <br/>Foto von laverrue
Blasenmaschine? Konzernsitz von Goldman Sachs in New Jersey Foto von laverrue

Der amerikanische Journalist Matt Taibbi hat im vergangenen Sommer eine polemische Anklageschrift gegen die Investmentbank Goldman Sachs im Rolling Stone verfasst. Darin wirft er dem Finanzkonzern nicht weniger als systematischen Betrug vor – dieser stehe im Zentrum zahlreicher Blasen, die durch Manipulation von Börsengängen und Rohstoffpreisen gebildet wurden.

Wenn Amerika sich um den Abfluß dreht, hat Goldman Sachs einen Weg gefunden, dieser Abfluß zu sein – ein unseliges Schlupfloch im System des westlichen demokratischen Kapitalismus, der es nicht für möglich hielt, daß in einer Gesellschaft, die indirekt durch freie Märkte und freie Wahlen reguliert ist, organisierte Habgier immer organisierter Demokratie überlegen ist.«

Taibbi verdeutlicht anhand von sechs Beispielen die »unerreichte Macht und [den] Einfluß« von Goldman Sachs: Regulationen und Gesetze wurden aufgeweicht, Absprachen für zeitweilig garantiert steigende Kurse getroffen und somit die Anleger getäuscht.

Sein Beitrag wurde nun von Dieter Wermuth in der Zeit auf dem Blog Herdentrieb – so funktioniert Kapitalismus rezensiert. Darin setzt er sich mit der im Vergleich zur regulären Wirtschaft unverhältnismäßig hohen Profitabilität des Finanzsektors auseinander. Eine Gefahr sei die Nähe der Aufseher und Gesetzgeber zu den Finanzmärkten, die »regulatory gap«. Ein anderer Grund sei der Wissensvorsprung der Finanzkonzerne vor der Öffentlichkeit, und deren Unfähigkeit die komplexen Finanzprodukte zu durchschauen:

Der Widerwille, sich mit solchen Details zu beschäftigen, ist einer der Hauptgründe, weshalb diejenigen, die davor keine Scheu haben, so viel Geld verdienen können. Es fällt übrigens auch den meisten Ökonomen nicht auf, wie der Markt im Finanzsektor immer wieder auf’s Neue ausgehebelt wird. Ihnen ist vielfach nicht klar, dass der Bankenmarkt eine viel größere Bedeutung für unseren Wohlstand hat als die übrigen Märkte für Güter und Dienstleistungen, und dass ihm mit einfachen Modellen nicht beizukommen ist.

Desweiteren verweist er auf das Buch The Wall Street Takeover and the Next Financial Meltdown, in welchem der Finanzsektor als neue Oligarchie dargestellt wird.

Der Wirtschafsjournalist und Kolumnist der Financial Times Deutschland Lucas Zeise antwortet auf Wermuths Beitrag und vergleicht die »regulatory gap« mit der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus.