Presseschau Beitrag

Leitwährung auf der Kippe

Der Haushaltsstreit kündet einen langsamen Abschied der USA von der Supermachtsrolle an

Eine Abwertung der Bonität der USA werde ohnehin kommen, meint Martin Hock in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die chinesische Rating-Agentur Dagong habe bereits vor einem Jahr das Land heruntergestuft; zwar sei die Agentur unbedeutend, doch China ist einer der größten Gläubiger. Langfristig zeichne sich ein Abschied vom Dollar als Leitwährung der Welt ab. Nur sei zur Zeit keine andere Währung in der Lage, die Rolle zu übernehmen, da die meisten Staaten ebenfalls Schuldenprobleme haben. Abgesehen vom Streit zwischen den Demokraten, die Steuererhöhungen anstreben, und den Republikanern, die die Sozialausgaben kürzen wollen, deute sich eine dritte Konsequenz an: Ein Zusammenstreichen des gigantischen Militärhaushalts, wodurch die Weltmacht-Rolle der USA relativiert werde.

Insbesondere China ist aufgrund seiner 2 Billionen Dollar an amerikanischen Staatsanleihen zutiefst besorgt. Die Wirtschaftsfachleute in Peking verstehen nicht, weshalb die USA ihre Kreditwürdigkeit aus innenpolitischen Gründen aufs Spiel setzen. Der ursprüngliche Glaube an diese Anlage als sicherer Hafen sei gekoppelt an die wirtschaftliche Stärke der USA als Importland chinesischer Produkte. Dieses Wirtschaftsdogma stehe nun in Frage, meint der Wissenschaftler Stephen S. Roach. China wird zwar seine amerikanischen Anlagen beibehalten, aber verstärkt auf die Binnennachfrage setzen. Da in den USA aber keine einheitliche Steuerstrategie absehbar ist, sei eine Fortsetzung der Schuldenpolitik zu erwarten.