Presseschau Beitrag

Zwischenstand

Eine Analyse der Finanzkrise

Das aktuelle Beispiel Griechenlands zeigt, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise noch immer nicht überwunden ist. Helmut Matthes versucht sich an einer vorläufigen Bilanz, in der er nicht nur die Ursachen untersucht, sondern daraus auch konkrete Schlüsse zieht. Vieles davon ist sicher nicht neu. Dennoch kann es hilfreich sein, die bisherige Entwicklung mit dieser informativen Studie noch einmal nachzuvollziehen.

Das Kernproblem sind demnach zwei internationale Ungleichgewichte. Das von Produktion und Konsum führt zu Lohndumping und Exportüberschüssen bei den einen, zu schuldenfinanziertem Verbrauch bei den anderen. Zweitens hat die Ausweitung der Finanzbranche über das notwendige Maß hinaus zu Spekulation und Instabilität geführt.

Die Reaktionen der Politik waren nach Matthes ungenügend, an den grundlegenden Spielregeln hat sich kaum etwas verändert. Kurzfristig angelegte Rettungsprogramme und wenig substanzielle Reformen der Finanzarchitektur setzen weder an den Ursachen der Krise an, noch tragen sie den neuen Kräfteverhältnissen in der Welt Rechnung. Beides ist dadurch zu erklären, dass die bisherigen Profiteure des Systems für Korrekturen nicht offen genug sind – und dank ihres Einflusses auf die Politik alle Reformansätze verwässern konnten.

Abschließend geht der Autor noch auf notwendige Maßnahmen ein. Diese sind keineswegs revolutionär, sondern sollen ganz im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung für mehr Stabilität sorgen. Denn, so Matthes, für eine »prinzipielle Systemablösung« fehlten momentan die Voraussetzungen.

Konkret nennt er Regulierungen der Finanzbranche wie Verbote bestimmter Derivate, Verstaatlichung der Ratingagenturen, Begrenzung von Gehältern, mehr Risikoabsicherungen der Banken und deren Verkleinerung. Hinzu kommen ein Ende für Offshore-Finanzplätze und Schattenbanken sowie eine Transaktionssteuer.