Presseschau Beitrag

Anstand im Prozentbereich

Ein Unternehmer erkennt Scheinheiligkeit in der Korruptionsbekämpfung
 <br/>Bild von Mark Max Henckel
Bild von Mark Max Henckel

Das Handelsblatt interviewt den Unternehmer Eginhard Vietz. Er sieht in den Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung reine Heuchelei: In vielen Ländern sind »Provisionen« schlicht üblich. Grund sei der niedrige Lebensstandard von Staatsbeamten, die über große Aufträge entscheiden. Die amerikanische Aufsichtsbehörde SEC werde genutzt, »um Konkurrenten weichzuklopfen«, während US-Unternehmen »schmieren wie die Weltmeister«. Die meisten Unternehmen machen zu den staatlichen Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung gute Miene zum bösen Spiel, ohne aber ihre Praxis zu ändern.

Kommentare

Eginhard Vietz

Ich lasse jetzt mal das Polische kurz beiseite um etwas tiefer zu schauen, und zwar auf die Ehrlichkeit. Die Ehrlichkeit ist nämlich eine merkwürdige Tugend. Wird sie zu unnützen oder schädlichen Zwecken angewandt, wandelt sie sich in eine Untugend. Und Herrn Vietz’ Äußerungen waren nun wirklich mehr als unnütz. So wie mit der Ehrlichkeit ist es allerdings auch mit der Korruption. Denn die Korruption im Allgemeinen und Abstrakten ist eine Untugend. Aber schlechtes Verhalten kann manchmal einen guten Effekt haben und umgekehrt. Wenn Bürokratie und Verwaltung schlank und effizient sind, sind Ehrlichkeit und Korruptionsfreiheit sicherlich vorteilhaft. Aber wo dies nicht der Fall ist, behindern sie den schöpferischen und tatkräftigen Menschen. Solange die politische und ökonomische Klasse eines Landes nicht in der Lage und/oder willens ist, Verwaltung und Bürokratie effizient zu gestalten, stellt Bestechung eine effektive Methode der Effizienzerhöhung dar. Wovon übrigens nicht nur der deutsche Importeur profitiert. Was hat Herr Vietz sich nun also vorzuwerfen? Dummheit vielleicht. Moralisch sollte er keine Reue zeigen.