Presseschau Beitrag

Zerschlagung eines Handelskonzerns

Die Hintergründe der Schwierigkeiten, Karstadt neu aufzustellen
Arbeitskampf in Hamburg 2009
Arbeitskampf in Hamburg 2009

Ein grotesker Streit zwischen dem Karstadt-Investor Nicolas Berggruen und der Investmentfirma Highstreet bringt die Übernahme und Rettung von Karstadt an den Rand des Scheiterns. Hintergrund ist der Verkauf von Karstadt-Immobilien an Highstreet, die Karstadt wieder zu überhöhten Preisen zurückmietete. Der Kauf wurde von der Bank Valovis finanziert, welche für die Verwaltung der Pensionen von Karstadt-Mitarbeitern ausgelagert wurde. Die Akteure können sich nun nicht auf für alle Seiten akzeptable Bedingungen einigen. Die Wirtschaftswoche und das Handelsblatt zeigen die Probleme dieses komplexen Finanzkonstruktes, das Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Aufteilung des Unternehmens aufkommen läßt.

Anfang des Jahres zeigte eine Reportage des WDR die zwielichtige Vorgeschichte: In einem undurchsichtigen Geschäft zwischen der Erbin Marlene Schickedanz, Investoren um das Bankhaus Sal. Oppenheim und Thomas Middelhoff wurde das Tafelsilber — die Kaufhäuser — an Highstreet verkauft und zurückgemietet. Dabei wurden Transaktionen in Milliardenbeträgen über Briefkastenfirmen abgewickelt. Die Sendung legt den Verdacht der bewußten Kursmanipulation des Konzerns durch Middelhoff und Konsorten nahe: Der Aktienkurs wurde durch Aussagen Middelhoffs in den Keller getrieben — zu diesem Zeitpunkt kauften bisher nicht ermittelte Investoren große Aktienpakete. Durch die Auslagerung der Warenhäuser stiegen die Kurse an. Interne Papiere lassen einen gezielten Deal vermuten.

Die hohen Mietpreise hatten maßgeblichen Anteil an der Pleite des Konzerns. Die Staatsanwaltschaften ermitteln nun gegen Middelhoff wegen Untreue. Die Aufteilung des Konzerns ist jedoch die Wurzel des Problems bei der Neuaufstellung von Karstadt.