Presseschau Beitrag

Alte Zeiten, gleiche Ängste

Schon die polnischen Einwander in das Ruhrgebiet erzeugten Fremdenangst

Lauscht man den deutschen Debatten zur Integration von Einwanderern, so kann man bisweilen den Eindruck gewinnen, zwischen Völkerwanderung und den Wellen der Arbeitsmigranten  — »Gastarbeiter« — habe es keine Migration in Deutschland gegeben. Der Historiker Christoph Kleßmann erzählt in der Zeit die Geschichte polnischer Einwanderer in das Ruhrgebiet im Kaiserreich, die in der aufstrebenden Kohle- und Stahlindustrie arbeiteten. Dabei handelte es sich um deutsche Staatsbürger aus den Teilen Polens, die sich Preußen bei der Aufteilung des Landes einverleibte. Argwöhnisch wurden diese vom »wilhelminischen Überwachungsstaat« beobachtet, der sie als aufwieglerisch fürchtete, auch wenn die Gewerkschaften tatsächlich eher Probleme hatten die deutsch-polnischen Arbeiter einzubinden.

Viele organisierten sich in unzähligen Vereinen. Nicht nur bei der Obrigkeit verursachte dies Ängste vor einer polnischen Parallelgesellschaft, die kein Deutsch spricht und sich nicht integriert. Heute erinnern noch viele polnische Nachnamen an die Einwanderung ins Ruhrgebiet. Doch die Mehrheit verließ das Kohlerevier zu Zeiten der Weimarer Republik: Teils um zur französischen Montanindustrie abzuwandern, teils um zurück in den neu gegründeten polnischen Staat zu gehen.

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Tatsaechlich hatten

Tatsaechlich hatten beispielsweise die polnischen Bergarbeiter auch eine eigene Gewerkschaft, den ZZP. Diese war allerdings deutlich weniger radikal als einige deutsche Organisationen; insofern war die Angst vor ihr wohl eher kulturell als politisch begruendet.

Interessant auch, dass sich die Bergwerke und die zustaendigen Behoerden oft weigerten, Sicherheitshinweise in den Gruben auch auf Polnisch anzubringen. Nach dem Motto: Wer kein Deutsch spricht, hat auch keinen Anspruch auf Sicherheit…