Presseschau Beitrag

Netze im Dunkeln

30 Jahre nach dem Oktoberfest-Attentat bleiben offene Fragen
Denkmal auf der Theresienwiese in München
Denkmal auf der Theresienwiese in München

Mit 13 Toten und 211 Verletzten ist das Oktoberfest-Attentat am 26.9.1982 der schlimmste Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Als einer der Täter wurde Gundolf Köhler identifiziert, der beim Zünden der Splitterbombe starb. Köhler war Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann, die Teil eines Netzwerkes deutscher und internationaler rechtsradikaler Gruppen war. Dennoch legten sich die Ermittlungsbehörden schnell auf eine Einzeltäterhypothese fest. Dabei wurden zahlreiche Zeugenaussagen ignoriert und Beweisstücke nicht ausreichend ermittelt, die auf eine Zusammenarbeit mit weiteren Tätern deuten. Telepolis interviewt zum Jahrestag den Buchautor Tobias von Heyman, der im vergangenen Jahr ein umfangreiches Buch zum Attentat vorlegte.

Bereits kurz nach dem Attentat vermutete der Spiegel, die Bombe könne gezündet worden sein, um die kurz darauf folgende Bundestagswahl zu beeinflußen, in der F.J. Strauß gegen Helmut Schmidt antrat. Später gab es Hinweise, welche auf die Herkunft des Sprengstoffes aus dem Untergrundnetz Gladio hindeuten. Diese Untergrundarmee wurde in den NATO-Staaten für den Fall der Eskalation des Kalten Krieges aufgebaut und führte in zahlreichen westeuropäischen Staaten Bombenanschläge durch, die den Ruf nach einem starken Staat befördern sollten. Wenige Wochen vor dem Oktoberfestanschlag explodierte eine Bombe in Bologna, die zu 85 Toten führte und nachweislich von Gladio gezündet wurde.

Für Gladio wurden rechtsradikale Gruppen rekrutiert. Dies wurde in der Bundesrepublik bereits 1952 aufgedeckt; dennoch wurde das Netz nicht aufgelöst. Inwieweit die Wehrsportgruppe Hoffmann und andere wie die Braunschweiger Gruppe, der der Dutschke-Attentäter zugerechnet wird, in Zusammenhang mit deutschen Nachrichtendiensten stand, ist bis heute jedoch nicht geklärt.

Irritierend ist der mangelnde Aufklärungswille der Behörden, der auch in dem sehenswerten Film Anschlag auf die Republik?, der vor einem Jahr ausgestrahlt wurde, überdeutlich wird: 1997 wurden die Asservate des Attentats vernichtet. Dabei wären durch Methoden wie DNA-Analyse, die erst nach dem Anschlag entwickelt wurde,  neue Erkenntnisse möglich gewesen wären.

Kommentare

Ein Grammatikfehler...

… hat sich in den Artikel eingeschlichen:

»1997 wur­den die As­ser­va­te des At­ten­tats ver­nich­tet, ob­wohl durch da­ma­li­ge Me­tho­den wie DNA-Ana­ly­se neue Er­kennt­nis­se mög­lich ge­we­sen wären.«

müsste heissen

»1997 wur­den die As­ser­va­te des At­ten­tats ver­nich­tet, weil durch da­ma­li­ge Me­tho­den wie DNA-Ana­ly­se neue Er­kennt­nis­se mög­lich ge­we­sen wären.«

Viele Grüsse,
VB.

Eine Absicht ...

Eine Absicht würde ich nicht zwangsläufig unterstellen, auch wenn der Vorgang äußerst seltsam ist. In diesem Sinne habe ich den Satz dennoch umgestellt.