Eine beispiellose, nationalchauvinistische Tirade im deutschen Fernsehen findet sich in der Anmoderation des heutejournal [3] plus der Mariette Slomka am 22.6.2012:
Guten Abend,
trotz Tor von Lahm kann man sagen: Wenn das Finanzgebaren der Griechen nur halb so solide wäre, wie ihre Abwehr, hätte Europa ein paar Probleme weniger. Auf dem Fußballrasen diszipliniert, im Wirtschaftsleben hingegen Chaos, Schlamperei, Mißwirtschaft – ein paar preußische Tugenden würden da gut tun, könnte man meinen. Aber, Vorsicht vor zu viel Hochmut: Denn mitten in Preußen, in der deutschen Hauptstadt Berlin, kann man all das auch beobachten: Chaos, Schlamperei, Mißwirtschaft. An der Aufgabe einen neuen Hauptstadtflughafen vernünftig zu planen und zu bauen, sind die vorbildlichen Deutschen kläglich gescheitert.
Ergo: »Die Griechen« sind schlampig und undiszipliniert, »die Deutschen« dagegen mit Ausnahmen vorbildlich und tugendhaft. Hier spiegelt sich, könnte man meinen, der strukturelle Rassismus [4], der jüngst bei deutschen Ermittlern kritisiert wurde. Im aktuellen Spiegel (25/2012, »In Berlin erforschen Wissenschaftler, wie Nationalgefühl produziert wird«) findet sich eine Studie, die zeigt, wie Fußballspiele nationalistische Reflexe auslösen. Reflexe, vor denen anscheinend auch ausgebildete Journalisten nicht gefeit sind.
Links:
[1] http://www.dasdossier.de/notizen-typ/aufgelesen
[2] http://www.dasdossier.de/nutzer/caspar-bildner
[3] http://heutejournalplus.zdf.de/
[4] http://www.publikative.org/2012/01/09/rassismus-als-eine-todliche-realitat-in-deutschland/