Presseschau Finanzmarkt

Tage des Merkur

Einblicke in Davoser Gespräche
Davos <br/>Foto von WEF
Davos Foto von WEF

Die Zeit gibt den Elitendiskurs in Davos zur aktuellen Finanzkrise wieder. Die Staatschefs seien erbost ob der mangelnden Kompromiss- und Lernbereitschaft der Banker. Daher strebten sie eine Aufteilung der Banken in Investment- und Geschäftsbanken und ein neues Abkommen zur Bankenregulierung (Basel III) an. Obama hätte die Aufsplittung der Banken vorgeschlagen, Sarkozy wolle an das in den 70er Jahren beendete Bretton Woods-Regulierungsabkommen von 1944 anknüpfen. Allerdings hätten auch die Wirtschaftsführer begriffen, dass die Umverteilung auf Kosten der Kaufkraft der Mittelschicht in den Industriestaaten das Fundament ihres Systems unterspüle. Daher werde ein neuer Kapitalismus angestrebt, der weniger von den instabilen Finanzmärkten abhängig sei. Weiterlesen … »

Jenseits demokratischer Kontrolle

Lucas Zeise sieht keine ernsthaften Regulierungsanstrengungen des Bankensektors
 <br/>Foto von jasonsewell
Foto von jasonsewell

Mit einer gewissen Verbitterung blickt Lucas Zeise in den Blättern für deutsche und internationale Politik auf die Reaktionen zur Finanzkrise. Die Interessen des »Finanzkapitals« hätten sich gegen das Gemeinwohl auf breiter Front durchgesetzt. Durch das Basel II-Abkommen von 2008 sei bereits die staatliche Kontrolle über die Geldschöpfung der Banken verwässert. Die Regulierungsabsichten der europäischen und amerikanischen Regierungen seien reine Rhetorik, zu sehr seien sie durch den mächtigen Finanzsektor beeinflußt.

Dass ein so wichtiger Bereich staatlichen Handelns an eine Institution gehen soll, die auch formal außerhalb parlamentarischer Kontrolle steht, ist ein weiterer Schritt zur Entdemokratisierung des Landes.

Wessen Geld regiert die Welt?

Chinas Währungspolitik

Der ökonomische Aufstieg Chinas spiegelt sich nicht zuletzt auch im internationalen Währungssystem wieder. Ein wichtiges Problem in diesem Kontext besteht nach wie vor in der erheblichen Abhängigkeit des Landes vom Dollar. Das langfristige Ziel, den Renminbi zu einer globalen Leitwährung zu machen, stößt allerdings auf einige Schwierigkeiten und wird sich in absehbarer Zeit nicht durchsetzen lassen, meinen Sandra Heep und Hans Günther Hilpert.

Globale Verschiebungen

Der IWF als Spielball der Mächte
IWF-Frühjahrstreffen 2008 <br/>Foto von IWF, Flickr
IWF-Frühjahrstreffen 2008 Foto von IWF, Flickr

Lange Jahre wurde der IWF im wesentlichen von den reichen Ländern des Westens finanziert und entsprechend gelenkt. In den letzten Jahren geriet er allerdings selbst in Schwierigkeiten und hat deutlich an Einfluss verloren. Gleichzeitig drängen mehr und mehr Schwellenländern - insbesondere China und Brasilien - auf eine neue Machtverteilung innerhalb der Institution. Ralf Hess versteht dies als Anzeichen einer langfristigen Veränderung.

Wenn Blasen platzen

Großbritannien leidet an einer verfehlten Entwicklung
Financial District in London <br/>Foto von Peter Pearson, Flickr
Financial District in London Foto von Peter Pearson, Flickr

Nach dem Niedergang der britischen Schwerindustrie in den 70ern konzentrierte man sich auf der Insel auf die Finanzbranche. Lange Jahre ging das gut, sorgte für satte Gewinne und nicht zuletzt auch für Arbeitsplätze. Doch nach dem Ende des Booms ist ein Umdenken vonnöten: In der Industrie mangelt es an leistungsfähigen Facharbeitern, und in vielen Sparten hat das Land den Anschluss verloren.

Karibische Piraten auf dem Main

Mutmaßlicher Fall von Anlagebetrug und Gaunerei in Deutschland
Sicherer Hafen für windige Anlagen? Die britischen Virgin Islands
Sicherer Hafen für windige Anlagen? Die britischen Virgin Islands

Die Financial Times Deutschland und das Manager-Magazin berichten über einen dicken Fisch in Sachen mutmaßlichen Anlagebetrugs in Deutschland. Im Gegensatz zum Betrugsfall Bernie Madoff in den USA liegt das Volumen des vermuteten Verluste im Fall Helmut Kierners mit Schätzungen zwischen 200 Millionen bis einer Milliarde Euro zwar deutlich niedriger. Dafür waren die versprochenen Renditen noch traumhafter. Die zuständige Staatsanwaltschaft ist mit einer Analyse der angewandten Methoden noch zurüchhaltend. Allerdings handelt es sich offenbar um ein Schneeballsystem, dessen Aufrollung gerade deshalb interessant sein dürfte, da mit Kreativität die Kontrollinstanzen via Karibik umgangen und deren Schwachpunkte sichtbar wurden. Auch Großbanken wie Barclays Bank, JP Morgan und BNP Paribas haben sich an Kienerts Fonds beteiligt. Ein wirkliches Ganovenstück scheint der Versuch durch Kieners Anwälte auf diplomatische Immunität zu pochen, da dieser Diplomatenstatus als Attaché von Guinea-Bissau genieße. Erstaunlicherweise hat der Fall jenseits der Wirtschaftspresse kaum Wellen geschlagen.

Bläschen am Horizont

Die Fortsetzung der Finanzkrise erscheint wahrscheinlich
 <br/>Foto von bainbitsch
Foto von bainbitsch

Die Politik meint den Ausweg aus der Finanzkrise gefunden zu haben. Daneben gibt es skeptische Stimmen, die nach dem Platzen der Internetblase 1999/2000 und dem Ende Immobilienblase mit knapp angewendeter Kernschmelze des Finanzsystems ein schneller  werdendes Krisenkarroussel sehen. Laurent Cordonnier listete im September in der Le Monde diplomatique die Schwachstellen des Finanzsystems auf. Indes meint Nouriel Roubini in der Financial Times Deutschland in der Federal Reserve Bank einen Blasenproduzenten zu erkennen.

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