Rosskur in der PS-Branche
Wieder einmal gerät Opel in die Schlagzeilen: Den Beschäftigten des Autobauers stehen drastischer Lohnverzicht, Auslagerungen und vermehrte Leiharbeit bevor. Damit soll offenbar die - bisher wenig erfolgreiche - Schrumpfkur der letzten Jahre fortgesetzt werden. In der vergangenen Dekade nahm die Zahl der Arbeitsplätze von 63.000 auf 40.000 ab. Gewerkschaft und Betriebsrat haben sich vehement gegen die Pläne des Managements gestellt: Zur Zeit durch eine Erklärung, nach der man nur gemeinsam über Einschnitte verhandle. Zuvor hatte die Konzernleitung versucht, die einzelnen Werke in separaten Gesprächen gegeneinander auszuspielen: Wer den Kürzungen nicht zustimme, verliere interne Produktionsaufträge.
Die Krise betrifft aber nicht allein Opel, sondern weite Teile der europäischen Autoindustrie. Viele Experten sind sich darin einig, dass es in Europa angesichts stagnierender oder sogar sinkender Nachfrage gewaltige Überkapazitäten gebe. Rund zehn bis fünfzehn Prozent der etwa 70 Fabriken seien überflüssig. Das beträfe dann insgesamt 250.000 Mitarbeiter. Eine ähnliche Rosskur haben die Unternehmen in den USA schon in den Jahren 2008-2010 hinter sich gebracht. Weiterlesen … »
Innovation durch Subvention?
Elektroautos gelten mittlerweile als realistische Option für die Zukunft. Sie sind nicht nur leiser, sondern ihr Wirkungsgrad ist auch deutlich höher als bei herkömmlichen Modellen mit Verbrennungsmotor. Damit sind sie im Unterhalt billiger und umweltfreundlicher. Allerdings existieren noch einige technische Hürden, etwa in Bezug auf die Reichweite der Batterien. Gleichzeitig sind entsprechende Wagen zumindest in der Anschaffung noch deutlich teurer.
Um das zu ändern und um die heimischen Produzenten wettbewerbsfähiger zu machen, plant die Bundesregierung jetzt ein milliardenschweres Forschungsprogramm. Doch dessen Nutzen ist umstritten. Denn eigentlich seien die Elektroautos schon heute eine attraktive Alternative, meint Christoph Ruhkamp in der FAZ.
Städte ohne Zentrum
In den USA lassen sich die Grenzen zwischen Klassen und Stadtbezirken immer noch an der Hautfarbe ablesen. Hanni Hüsch berichtet für den ARD Weltspiegel aus Philadelphia, Mississippi, wo der erste schwarze Bürgermeister in der früheren Hochburg des Ku-Klux-Klans die Amtsgeschäfte leitet. Weit weniger optimistisch ist eine umfangreiche Reportage von Allan Popelard und Paul Vannier in der Le Monde diplomatique über den Niedergang Detroits. In der einstigen Boomtown der amerikanischen Autoindustrie sind die reichen Bewohner längst in die Vororte gezogen und bezahlen dort ihre Steuern. Die eigentliche Stadt Detroit verödet zunehmend und besitzt die Sozialstatistik eines Schwellenlandes.
Strukturwandel global
Auf den globalen Märkten werden, verstärkt durch die Finanzkrise und innovative Technologien, die Karten neu gemischt. Die Strategien der Konzerne sind dabei sehr verschieden: Wachstum durch eigene Kraft, Kooperationen oder Übernahmen. Allerdings spiegeln die kommenden Veränderungen neben einer zunehmenden Konzentration auch eine Verlagerung der regionalen Schwerpunkte; während die USA, einstmals geradezu dominant, immer weiter zurückfallen, drängen aus China und Indien neue Konkurrenten nach.
Heute hüh, morgen hott
Bei Telepolis schreibt Peter Nowak über das Gezerre um die Zukunft des Autobauers. Dabei gerät die Bundesregierung in die Kritik, die sich vor allem für ihren Wahlkampf interessiert habe und sich dabei mit unverbindlichen Versprechungen abspeisen ließ. Aber auch die Gewerkschaft IG Metall bzw. der Opel-Betriebsrat scheinen sich mit allzu lokalem Blick eher als Co-Manager denn als Kämpfer für die Arbeitsplätze engagiert zu haben. In ähnlicher Weise kommentiert das die junge Welt. Der Standortpoker werde nun von GM fortgesetzt; fraglich ist noch, ob die Gewerkschaften dieses Spiel mitspielen werden.