Presseschau Biologie

Schrift im Kopf

Neue Erkenntnisse der Hirnforschung
Schrift im Kopf

Die Fähigkeit zum Lesen verändert die Struktur des Gehirns – auch bei Menschen, die das Lesen erst später erlernen. Darunter scheinen jedoch andere Fähigkeiten wie die Gesichtserkennung zu leiden. Dies ergab eine Studie im Science Magazine. Dadurch wird deutlich, wie sehr die Hirnforschung noch am Anfang steht – und wieviele Erkenntnisse noch zu erwarten sind. Weitere Beobachtungen liefern Wissenschaftler der Universität von Wisconsin anhand des Hörens. Demnach basiert das Hören gleich einer Datenkompression auf der Unterscheidung von bekannten Mustern.

Ich bin ein anderer

Über das Einfühlungsvermögen bei Tieren

Die Verhaltensbiologie liefert regelmäßig interessante Erkenntnisse über das Sozial- und Kommunikationsverhalten von Tieren – insbesondere zu besonders intelligenten wie Affen oder Krähenvögeln, die sich in komplexen Gruppen organisieren. Die Süddeutsche Zeitung berichtet darüber, wie sich Tiere gegenseitig Trost sprenden. Dies deutet auf die Fähigkeit zu Einfühlungsvermögen hin, welches sowohl ein Bewußtsein des Selbst erfordert als auch die Fähigkeit, sich in ein anderes Tier hereinzuversetzen. Forscher deuten dies als Konfliktlösungsstrategie, die den Sozialverbände bessere Überlebenschancen ermöglicht.

Dem Weg folgen

Was Trampelpfade über kollektive Intelligenz verraten
 <br/>Foto von chaosinjune
Foto von chaosinjune

Wege entstehen, wenn viele Menschen ihnen folgen. Christian Ankowitsch interviewt im SZ-Magazin den Physiker Dirk Helbing zur Metaphysik des Trampelpfades. Daran können sich selbst organisierende Systeme untersucht werden. Dabei spielt die Natur eine wichtige Rolle, da sie unbenutzte Wege vergessen läßt. Helbing vergleicht in seiner Forschung zu kollektiver Intelligenz die von selbst enstehenden Pfade mit den Strukturen der Kommunikation im Internet.

Kampf um die Region

Konflikt in Niedersachsen um Massentierhaltung
Protestcamp in Wietze <br/>Foto von binaryCoco
Protestcamp in Wietze Foto von binaryCoco

In Wietze bei Celle in Niedersachsen soll Europas größte Hähnchenschlachterei entstehen. Nach dem Vorbild des Stammwerkes in Haren will die Emsland Frischgeflügel GmbH 135 Millionen Tiere im Jahr verarbeiten. Solche Massenproduktion ist verbunden mit einem Netz von Mastbetrieben und somit prägend für die Region. Dies wollen lokale Bürgerinitiativen jedoch verhindern; die Tierproduktionsfirma ist von dem massiven Widerspruch in der Bevölkerung überrascht. Sebastian Beck porträtiert in einer Reportage in der Süddeutschen Zeitung den Leiter des Unternehmens und stellt den Konflikt anschaulich dar. Auf der anderen Seite interviewt das Netzmagazin Schattenblick Norbert Juretzko und Ursula Helmers von der Bürgerinitiative Wietze, wodurch Einblicke in das Verhältnis von Tierproduktion, Landwirtschaft, Arbeitsbedingungen und Subventionen gegeben werden.

Ein Patentrezept für Profit

Zur Kapitalisierung von Pflanzen und Tieren

Weltweit gibt es Bestrebungen, Züchtungen von Pflanzen und Tieren patentieren zu lassen; etwa 1000 entsprechende Anträge sind aktuell anhängig. Dagegen regt sich jedoch Widerstand, sowohl von Bauernverbänden wie von Umweltschutzorganisationen.

Problematisch sind an dieser Entwicklung mehrere Punkte: Einerseits kontrolliert bereits ein Oligopol von Saatgutherstellern erhebliche Teile des Weltmarktes und kann so die Preise diktieren. Andererseits ist dadurch die Autonomie der Landwirte und die Ernährung gerade in armen Ländern akut gefährdet.

Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn kritisierte, mit der Patentierung von Lebensmitteln werde den Konzernen eine »Gelddruckmaschine für die Zukunft« geschenkt.

Tierische Probleme

Debatte um Tierversuche in Bremen wirft ethische Frage auf

Christian Weber nimmt in der Süddeutschen Zeitung einen Prozess um Tierversuche an der Bremer Universität zum Anlaß, über das Verhältnis von Mensch und Tier nachzudenken. Denn Kritiker von Tierversuchen messen mit zweierlei Maß, meint der Autor: In der Viehproduktion werde Tieren weit mehr Leid zugefügt als durch Tierversuche. Selbst wer keine tierischen Produkte nutze, mache sich mitverantwortlich, wenn Mähmaschienen jährlich eine halbe Millionen Tiere zerstückeln. Eine ethische Debatte um den Nutzen von Tieren sei also weit komplexer als die Skandalisierung von Tierversuchen.

Neue Linien

Zwei Funde zeigen, daß die Anthropologie noch für viele Überraschungen sorgen wird
Rekonstruktion des Australopithecus <br/>Foto von Ryan Somma
Rekonstruktion des Australopithecus Foto von Ryan Somma

Systematische digitale Kartierung führte den Anthropologen Lee Berger von der südafrikanischen Universität Witwatersrand zu einem bahnbrechenden Fund. Noch ist die Einordung unklar; wohlmöglich handelt es sich um ein fehlendes Bindeglied zwischen Affenmenschen und den Vorfahren des Menschen – darauf deuten verschiedene körperliche Merkmale der beinahe zwei Millionen Jahre alten Fossilien.

Weit jünger, aber nicht weniger spektakulär ist ein Fund im Altai-Gebirge in Südsibirien. Nach der DNS-Analyse der Knochensplitter weicht das Genom des »Denisova-Menschen« vom Menschen deutlicher ab als vom Neandertaler. Ob es sich dabei um einen Vorfahren bereits bekannter Hominiden handelt oder um eine neue Art, ist bis jetzt nicht geklärt.

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