Presseschau Globalisierung

Gerechtigkeit nicht erwünscht

Die Bundesregierung spielt im Ringen um mehr Gerechtigkeit in der Textilindustrie keine rühmliche Rolle
Aktivisten vor einer Lidl-Filiale in Wien
Aktivisten vor einer Lidl-Filiale in Wien Bild von Clean Clothes Campaign

Dass die globale Textilienproduktion unter sozialen wie ökologischen Gesichtspunkten moralisch kaum vertretbar ist, belegen mittlerweile zahlreiche Berichte und Studien.

Auch bei der Europäischen Union (EU) scheint das Bewusstsein für das Problem zu wachsen. So arbeitet die EU-Kommission aktuell an einer neuen Handelsrichtlinie, die Unternehmen dazu verpflichten soll, ihre Produktions- und Handelsketten offenzulegen. Es soll in Zukunft überprüft werden können, ob die Unternehmen, die von ihnen eingegangenen, aber oft nicht befolgten Verhaltenskodizes befolgen. Weiterlesen … »

Der wahre Preis

Die sozialen und ökologischen Kosten globaler Kleidung
Textilfabrik in Gazipur, Bangladesch
Textilfabrik in Gazipur, Bangladesch Bild von Clean Clothes Campaign

Wenn wir ein T-Shirt kaufen, hat es in der Regel einen weiten Weg hinter sich. In der globalen Textilienindustrie sind die einzelnen Arbeitsschritte, die geschehen müssen, bevor wir die fertige Kleidung von der Stange nehmen können, auf unterschiedliche Länder und Kontinente verteilt.

Aufgrund mangelnder sozialer und ökologischer Standards bringt diese Art der Produktion enorme Probleme für die Textilarbeiter in Ländern wie Bangladesch und Indien oder auch Bulgarien und Polen mit sich. Besonders in Ländern der „Dritten Welt“ sind der Arbeitsschutz und die soziale Sicherung der Arbeiter mangelhaft. Die Menschen arbeiten für einen niedrigen Lohn und sehen sich durch den Einsatz giftiger Chemikalien gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. So kommt beispielsweise die Clean Clothes Campaign (Kampagne für saubere Kleidung) in ihren Recherchen zu dem Ergebnis, dass deutsche Unternehmen wie Aldi, Lidl oder KiK internationales Arbeitsrecht systematisch missachten. In den Zulieferbetrieben der Konzerne in Bangladesch sind 13 bis 15 Stunden Arbeit an sieben Tagen in der Woche und Überstunden über das zulässige Maß hinaus die Regel. Trotzdem reicht der Lohn der Angestellten meist nicht aus, um ihre Familien zu ernähren.

Auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist die globale Textilienproduktion problematisch. Während Giftstoffe Böden und Gewässer belasten, schädigen die hohen CO2-Emissionen, die durch die weiten Transportwege entstehen, das Klima. Eine auf Indymedia erschienene Studienarbeit bietet einen tieferen Einblick in das Thema und zeigt mögliche Lösungsansätze und Alternativen auf.

Vielen Dank für die Blumen

Die Rosenproduktion in Kenia veranschaulicht die Globalisierung
Der Naivashasee wird bei der Rosenproduktion durch Abwässer belastet
Der Naivashasee wird bei der Rosenproduktion durch Abwässer belastet Bild von Joe Hall

Globalisierung bedeutet, daß die Waren- und Produktionsketten zunehmend über den ganzen Globus verteilt sind. Die Verbraucher können die Herstellungsbedingungen selten überprüfen. Daher bleibt die Globalisierung für viele ein eher schwammiger Begriff. Exemplarisch sichtbar wird diese Veränderung in einer Dokumentation von Michael Richter. Er folgt der Spur der Rosen, die in Kenia für den Weltmarkt angebaut werden und per Flugzeug über Holland in den europäischen Handel kommen. Traditionelle Rosenzüchter in der Elbmarsch geben mittlerweile ihr Geschäft auf, weil sie zu den Preisen nicht konkurrenzfähig sind. In Kenia kann das ganze Jahr über angebaut werden. Doch neben der Verlagerung der Produktion gibt es auch andere Kehrseiten: So zahlt die Rosenindustrie den Angestellten in einigen Betrieben wie dem Konzern Katuri einen Hungerlohn und läßt sie ungeschützt mit Pestiziden arbeiten. Abwässer werden ungeklärt in den Naivashasee geleitet, bis dessen Ökosystem umkippt. Weiterlesen … »

Immer mehr Kriege

Eine Studie zur Entwicklung der Kriege

Zwei Wissenschaftler haben vor kurzem internationale bewaffnete Konflikte seit 1870 untersucht. Das Ergebnis: ihre Zahl wächst. Gleichzeitig lassen sich nur sehr bedingt Anhaltspunkte für die beliebten Thesen finden, dass Handel und Demokratie Konflikten vorbeugen. Allerdings räumen die Forscher auch ein, dass es sehr schwer sei, die komplexen Zusammenhänge zwischen Globalisierung und Kriegen zu überschauen.

Einerseits liegt diese Zunahme sicher auch daran, dass die Zahl der unabhängigen Staaten in den letzten 140 Jahren von 50 auf etwa 180 gestiegen ist. Andererseits wurden interne Bürgerkriege nicht berücksichtigt – und gerade deren Umfang hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen.

Die ewige Wiederkehr

Ein Trend in der Architektur

Nach Jahrzehnten der kühlen, sachlichen Architektur bricht sich seit geraumer Zeit ein neuer Trend Bahn: der moderne Traditionalismus. Dabei geht es einerseits um die möglichst originalgetreue Kopie von längst Vergangenem – man denke an das Berliner Stadtschloß – oder aber an Zitate alter Stile in neuem Gewand.

Man kann sich fragen, ob das Ausdruck einer generellen gesellschaftlichen Entwicklung ist, eines neuen Konservatismus', wie er sich auch in anderen Bereichen ankündigt. Andererseits könnte man dies verstehen als den Versuch, eine immer dynamischere, hektischere Welt »da draußen« handhabbar zu machen. »Trautes Heim, Glück allein« als individuelle Antwort auf Globalisierung und soziale Verunsicherung.

Wem gehört was?

Von der Deutschland-AG zur Globalisierung

Die linke Autorin Beate Landefeld hat eine ganze Reihe von Daten gesammelt zur Besitzstruktur deutscher Konzerne. Ergänzend analysiert sie die Bedeutung der größten Firmen im internationalen Vergleich. Beides führt zu einigen unerwarteten Resultaten.

Der Islamismus und Europa

Eine Bemerkung zum Verhältnis von Islamismus und europäischem Denken

Olivier Roy stellt in seinem Zeit-Beitrag eine interessante These auf: »Der terroristische Islamismus ist keine traditionelle, sondern eine höchst moderne Glaubensrichtung. Sie wurzelt in Europa.«

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