Eskalation als Reaktion
Lange Jahre galt für die Volksrepublik China die klare Vorgabe von Deng Xiaoping: Territoriale Konflikte mit Nachbarstaaten sollten möglichst vermieden oder gütlich beigelegt werden. Das war angesichts der nachholenden Entwicklung durchaus eine clevere Strategie, denn nur so konnte das Land ungefährdet wachsen.
Mittlerweile zeichnet sich aber in dieser Hinsicht ein Wandel ab. Denn China tritt immer aggressiver auf dem internationalen Parkett auf. So etwa in den Konflikten mit den Philippinen und Vietnam, wo es neben einigen Inseln vor allem um Öl, Gas und Fischereirechte geht. Treibende Kräfte sind in dieser Hinsicht aber weniger die Führer im fernen Peking, sondern regionale Machthaber und Unternehmen. Dabei wenden sie eine geschickte Taktik an: Maßnahmen anderer Länder werden umgehend und massiv beantwortet, sodass China nicht als Initiator erscheint, wohl aber die Verhältnisse zu seinen Gunsten ändern kann. Auch beim Streit mit Japan um Inseln im Ostchinesischen Meer herrscht innerhalb der KPCh keine Einigkeit, wobei die japanfreundliche Fraktion zunehmend an Rückhalt verliert. Nicht zuletzt, weil die Öffentlichkeit auf eine härtere Gangart drängt. Umgekehrt wächst in Japan die Bereitschaft zur Konfrontation. Letztlich führen all diese Auseinandersetzungen zu einer allgemeinen Aufrüstung - die Eskalationsgefahr steigt kontinuierlich an.
Öde Inseln, heiße Diskussionen
Die Auseinandersetzung um die Senkaku-Inseln ist nur einer der aktuellen territorialen Konflikte, die China derzeit austrägt. Dahinter steht der Wunsch, einerseits seiner wachsenden Marine einen freien Zugang zu den Weltmeeren zu sichern, und andererseits gegenüber Japan und den ASEAN-Staaten die eigene Macht zu demonstrieren.
Doch auch die USA sehen hier ihre »nationalen Interessen« bedroht und intervenieren diplomatisch. Parallel dazu schwelen die wirtschaftlichen Rivalitäten weiter, beispielsweise in Bezug auf die Währungskurse.