Presseschau Beitrag

Nachhaltig ausgrenzen

Naturschutz als Argument gegen Einwanderung
Aspen in den Rocky Mountains
Aspen in den Rocky Mountains Bild von aspenpitkin.com

Aspen im amerikanischen Bundesstaat Colorado ist das St. Moritz der USA. Während betuchte Urlauber in dem Skiort nach Pelzen und Schmuck shoppen, schuften hinter den Kulissen für Besucher unsichtbar Einwanderer aus Lateinamerika – soweit für amerikanische Verhältnisse nichts ungewöhnliches. Allerdings regt sich Widerstand gegen die Einwanderer ausgehend vom Stadtrat. Der hat eine Resolution verabschiedet, wonach die Bundesregierung Einwanderung stärker begrenzen soll. Begründung: Einwanderung sei der Hauptmotor von Bevölkerungswachstum und Bevölkerungswachstum zerstöre die Umwelt. Gemeint ist damit, die lateinamerikanischen Einwanderer führen einen umweltschädlichen Lebensstil und sind deshalb nicht erwünscht. Sie leben in ihren Autos, Wohnwagen oder sogenannten trailer parks. Das sind Siedlungen festgemachter Wohnwagen – die anerkanntermaßen niedrigste Wohnform in den Vereinigten Staaten, nach Obdachlosigkeit. Von ihren wenig umweltschonenden Behausungen fahren die Einwanderer dann jeden Tag 50-100 km zur Arbeit und zurück, denn für sie bezahlbare Unterkünfte im näheren Umkreis von Aspen gibt es nicht.

Der Widerspruch in dem Entschluss des Stadtrats liegt hier alles andere als im Detail: Die Lebensumstände der Einwanderer sind deshalb so ärmlich und damit potentiell umweltschädlich, weil sie von ihren Arbeitgebern, den Bewohnern von Aspen, so schlecht bezahlt werden. Das heißt, einerseits zieht man einen Vorteil aus billigen Arbeitskräften, andererseits möchten die doch bitte den Lebensstil der Mittelschicht führen. Inwieweit den Mitgliedern des Stadtrats insgeheim klar ist, dass hier Naturschutz nur als Vorwand für Fremdenfeindlichkeit bzw. Armenfeindlichkeit missbraucht wird, oder ob es tatsächlich einige einfache Naturen gibt, die den Zusammenhang zwischen herbeigeführter Armut und einem daraus resultierenden vergleichsweise umweltschädlichen Lebensstil nicht erkennen, bleibt fraglich.