Presseschau Beitrag
Wohlstand für alle?
Seit vielen Jahren entwickeln sich die sozialen Schichten auseinander, das zeigen zahlreiche Studien ganz eindeutig. Die Umverteilung und Anhäufung gigantischer Vermögen wurde durch eine Politik gefördert, die den obersten zehn Prozent enorme Vorteile bescherte - und zwar von allen Regierungen, seien sie nun schwarz-gelb, rot-grün oder rot-schwarz. Ein Film des ZDF zeigt einige Ausschnitte aus einer Gesellschaft, in der Reichtum nicht nur wächst, sondern sich auch reproduziert. Denn schon in der Kita greifen Selektionsmechanismen, die dafür sorgen, dass sich an der Spaltung zukünftig nichts ändert. Auf der anderen Seite verlieren Menschen ihre Jobs, ihre Perspektive und zuletzt auch ihre Würde. Und sie haben nicht Teil an Vielem, was das Leben lebenswert macht.
Kommentar
Bildung und Steuergerechtigkeit sind zwei Punkte, die in der Dokumentation angesprochen werden. Und zwar zurecht. Denn auf diesen Feldern wird entschieden, wer welche Chancen bekommt, und ob der Staat eine vernünftige Grundversorgung aller finanziell sicherstellen kann. Aber man könnte noch einen Schritt weitergehen, und das tun die Redakteure dieses Films nicht. Es wäre zu fragen: Woher kommen diese Vermögen? Wie kann es sein, dass die gezeigte Bäckereiverkäuferin von ihrem Vollzeitjob gerade so über die Runden kommt, während andere ohne eigene Arbeit reich werden? Der Milliardär und Schraubenfabrikant Würth stellt fest, er habe schon zwei ganze Arbeitsleben gearbeitet. Das mag ja sein. Aber wie kommt es dann, dass er ein tausendfaches des Vermögens anderer besitzt? Die auch im Film geübte Kritik an den Millionengehältern führender Manager vertuscht so fast mehr, als sie aufdeckt. Denn die ganz großen Vermögen nennen andere ihr Eigen.