Aus Fehlern lernen
Die gegenwärtige Wirtschaftskrise ist zugleich eine Krise der Wirtschaftswissenschaften. Sie haben in der Vergangenheit allzu sehr auf die Kräfte der Märkte vertraut und dabei deren strukturelle Unzulänglichkeiten aus den Augen verloren. Dennoch kann gerade dieses Versagen Grund zur Hoffnung sein:
Genau wie sie das Nachdenken über die Notwendigkeit zur Regulierung neu belebt hat, hat die Krise die Erforschung alternativer Gedankenstränge vorangetrieben
Kontinuität in der Krise
Es existieren eine ganze Reihe von ökonomischen Indikatoren, die sich in der Weltwirtschaftskrise von 1929ff und heute ähnlich entwickeln. Das gilt beispielsweise für den Welthandel und die Börsenkurse. Ohne deshalb auch Unterschiede wie die gänzlich andere Konjunkturpolitik zu übersehen, mag ein solcher Vergleich doch dazu beitragen, die jetzige Krise nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus zeigt ein Blick in die Geschichte auch, dass Krisen keineswegs nur »Unfälle« oder vermeidbare Fehlentwicklungen sind - sie gehören zum Kapitalismus wie Geld und Lohnarbeit.
Ein wachsender Mythos
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein scheinbar klarer Indikator für den Zustand einer Volkswirtschaft. »Selbst eine Ölpest am Ostseestrand« könne das BIP steigern, meint dagegen Stephan Kosch in der taz. Bildung, Gesundheit, Umwelt und intakte Familienstrukturen würden allerdings nicht erfasst. Diese Orientierung an zahlenmäßigem Wachtum anstelle von Nachhaltigkeit und Lebensqulität stünden Initiativen zur Suche nach neuen Indikatoren entgegen. Die Gazette druckte dazu einen Bericht von Jonathan Rowe vor dem US-Senatsausschuss für Handel, Wissenschaft und Transport ab. Weiterlesen … »
Theorie und Wirklichkeit
Dieter Wermuth zählt in seinem Beitrag in der ZEIT einige häufige Irrtümer der Mainstream-Ökonomen auf und verweist auf die alternativen Analysen der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Demnach liege die Ursache der Finanzkrise darin, dass bestimmte mikro- und makroökonomische Mechanismen zeitweise außer Kraft gesetzt waren. Man mag darüber streiten, ob damit schon alles erklärt ist, aber dennoch sind die genannten Punkte durchaus bedenkenswert.
Inflation und Wachstum
Lucas Zeise zeigt, warum die aktuell geschürte Inflationsangst unbegründet ist und warum der Monetarismus weitestgehend als widerlegt gelten kann. Interessant dabei ist vor allem der Zusammenhang zwischen der Zinspolitik der Notenbanken und der Verteilung des Reichtums.
Richtungsstreit
Nach einer Streitschrift von 83 Ökonomen ist eine Grundsatzdebatte um die Richtung der Lehre und Forschung an den Universitäten zwischen theoretisch-mathematisch und pragmatisch-wirtschaftspolitisch orientierten Wissenschaftlern entbrannt. Die FAZ gibt die konträren Positionen in einem umfangreichen Dossier wieder.
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