Presseschau Beitrag
Akuter Notstand und tiefere Ursachen
Die Ernährungskrise im Osten Afrikas wird zum Hungertod zahlreicher Menschen führen. Aus Sicht einiger Kommentatoren wäre die Katastrophe vermeidbar gewesen. Denn die angespannte Lage ist längst bekannt. Neben der seit Jahren andauernden Trockenheit haben politische Gründe die Situation verursacht: In Somalia herrscht immer noch Bürgerkrieg, der Norden Kenias dagegen wird von der Regierung vernachlässigt und somit die Probleme faktisch den Hilfsorganisationen überlassen. Zugleich sind die Preise für Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt auf einem Allzeit-Hoch, in erster Linie verursacht durch Spekulation. Gerade in Krisenzeiten sind die betroffenen Länder aber vom Import der Grundnahrungsmittel abhängig. Die Geberländer der Welternährungsorganisation FAO haben dagegen aufgrund der Finanzkrise ihre Hilfe heruntergefahren. Zu all dem kommen die Auswirkungen des Klimawandels. Nur wenige Beiträge in den Medien beschäftigen sich mit der Ursachenforschung, wie Peter Schreiber im Weltspiegel.
Radikaler äußert sich dagegegen Jean Ziegler, vormaliger Sonderberichterstatter der UNO für das Recht auf Nahrung. Er wurde von den Salzburger Festpielen ausgeladen, bei denen er eine Rede halten sollte, obwohl sein Standpunkt in dieser Sache eigentlich bekannt war. Seine Rede hat er nun dennoch veröffentlicht: Da ausreichend Nahrungsmittel auf der Welt vorhanden sind, bezeichnet er den Hungertod zahlreicher Menschen als Mord. Neben dieser polemischen Formulierung zählt er jedoch die Gründe für die wiederkehrenden Ernährungskrisen auf. Dabei bezieht er sich auch auf die Spekulation mit Nahrungsmitteln durch Hedge Fonds, auf die Handelspolitik des Westens und auf die mangelnde Finanzierung der UN-Hilfsorganisationen.