Presseschau Digitalisierung

Falsche Freunde

Über die Risiken sozialer Netzwerke als Protestform in autoritären Staaten
Polizist filmt Demonstration in Minsk <br/>Foto von greenchild
Polizist filmt Demonstration in Minsk Foto von greenchild

Der aus Weißrußland stammende Wissenschaftler, Publizist und Blogger Evgeny Morozov untersucht das Für und Wider digitaler Protestformen in autoritären Staaten. Zu eilfertig werden die sozialen Netzwerke als innovative Form der Kritik in den Medien beschrieben ohne die Risiken durch Überwachung zu berücksichtigen. Am Beispiel seines Heimatlandes verdeutlicht er, wie Netzwerke durch Behörden ausgespäht werden:

Zusammen mit den Porträts, die die Aktivisten selbst ins Netz gestellt hatten, halfen diese Aufnahmen dabei, Unruhestifter zu identifizieren, die dann vom Geheimdienst KGB verhört wurden.

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Technik statt Öl

Russland orientiert sich neu
 <br/>Foto von Klad-rnd
Foto von Klad-rnd

Russland wurde wegen seiner Abhängigkeit von den internationalen Rohstoffpreisen durch die Weltwirtschaftskrise besonders hart getroffen: das Bruttoinlandsprodukt sank 2009 rapide, gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit. Nun hat die politische Führung des Landes in enger Abstimmung mit den schwerreichen Oligarchen einen langfristig angelegten Kurswechsel angekündigt. Statt dem Export von Bodenschätzen sollen künftig auch Technologie und Forschung für Wohlstand sorgen.

Erste Projekte sind schon angelaufen, wie die Produktion von Hybridautos in Togliatti oder die Planung einer neuen High-Tech-Stadt.

Auf der Überholspur

Das Ende eines neutralen Internets, durch die Hintertür

Die Attraktivität des Internets beruht zu einem erheblichen Teil auf der Tatsache, dass die Angebote und Informationen neutral und damit gleichberechtigt »befördert« werden. Doch mittlerweile häufen sich die Fälle der gezielten Einflussnahme auf den Datenstrom, auch in Bezug auf die Geschwindigkeit der Versendung.

Dies kann auf die politische Relevanz der Inhalte oder aber wirtschaftliche Interessen zurückzuführen sein. Dabei sind die entsprechenden Kriterien für den Nutzer weder transparent noch sonstwie vorteilhaft. Profitieren würden ausschließlich die bereits am Markt etablierten und zahlungskräftigen Unternehmen.

Wissenschaft und Öffentlichkeit

Ein Interview zur Genomforschung

Die Genomforschung schreitet fort, ihre Folgen sind umstritten. Spektrum der Wissenschaft interviewt den Wissenschaftler Reinhard Predel zu den zukünftigen Entwicklungen und der Proteomik, die Aufschluß über die Auswirkungen der Genome im Organismus liefert. Interessant sind insbesondere seine Aussagen zu der Rolle des frühzeitigen Publizierens in der Wissenschaft sowie der Bedeutung von internationalen Forschungsprojekten. Desweiteren wird der Widerspruch zwischen Publikationen in der Forschergemeinde und der Wahrnehmung durch eine breite Öffentlichkeit deutlich.

Auf der Wolke 2

Ein Essay über Cloud Computing und die Zukunft der digitalen Kultur
Schwere Bewölkung am digitalen Himmel <br/>Foto von Digital:Slurp, Flickr
Schwere Bewölkung am digitalen Himmel Foto von Digital:Slurp, Flickr

Charles Leadbeater überblickt in einem aus dem Englischen übersetzten Essay in der Süddeutschen Zeitung die nächste digitale Revolution: Das Cloud Computing soll Programme und Daten auf Server lagern, die dann von beliebigen Geräten abgerufen werden können. Leadbeater benutzt dabei eine sehr weite Definition, die soziale Netzwerke und Dienstleistungen wie Flickr und Twitter mit einbezieht. Er betont darin die Auseinandersetzungen und Machtkämpfe über die Nutzung der Informationsfreiheit in den westlichen Gesellschaften:

In der Tat ruft diese neue Kraft, auf Kommunikation beruhend und garantiert durch Formen kollektiver Kooperation in bürgerlichen Gesellschaften, bereits jetzt heftige Kämpfe hervor. Regierungen und Unternehmen versuchen den Bürgern die Kontrolle über die Cloud zu entziehen.

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Satireolympiade

Chinas unsouveräner Umgang mit kritischen Medien
Parade zum 60. Jahrestag der Volkrepublik <br/>Foto von Alex, Flickr
Parade zum 60. Jahrestag der Volkrepublik Foto von Alex, Flickr

Chinas Regierung ist erzürnt über die deutschen Medien, nachdem Satiriker wie Martin Sonneborn die Frankfurter Buchmesse nutzten, um sich über Zensur und Menschenrechtsverletzungen lustig zu machen. Gravierender jedoch ist Penkings Unmut über den ZDF-Korrespondenten Johannes Hano und die Berichterstattung des Spiegels über chinesische Nachrichtendienstaktivitäten in Deutschland. Erst auf diplomatische Intervention Berlins hin wurde Hanos Visum verlängert. Kritische Fragen seien beim Besuch des deutschen Außenministers nicht erlaubt, was die Süddeutsche Zeitung als Rückschritt bewertet. Aufgrund der Zensur und Hacker-Attacken auf sein System erwägt der Konzern Google, der sich bis jetzt an die chinesischen Zensurvorgaben anpasste, den Rückzug aus dem Geschäft in China.

Kriminalisierter Fortschritt

Eigentum vs. Freiheit im Internet
 <br/>Foto von Max Braun, Flickr
Foto von Max Braun, Flickr

Der Chaos Computer Club plädiert für einen betont liberalen Umgang mit Inhalten im Netz. Dabei gehe es nicht nur um die demokratische Dezentralisierung von Verteilungsmechanismen, sondern auch darum, ob die großen Medienkonzerne heute überhaupt noch notwendig sind. Zur Zeit beherrscht deren Sichtweise allerdings - auch dank der von ihnen geprägten Begrifflichkeiten - den öffentlichen Diskurs in erheblichem Maße.

Die gesellschaftliche Debatte wird sich (…) in Zukunft an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren, nicht an den Gewinninteressen einer überkommenen Industrie, die mittlerweile die kulturelle Entwicklung mehr bremst als fördert.

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