Presseschau Beitrag

Indiens und Pakistans Geburtsfehler

Spannungen zwischen unterschiedlichen religiösen Teilen der Gesellschaft wachsen stetig in Südasien

Religiöse Minderheiten sind in Südasien oft sozialer Ausgrenzung ausgesetzt. Die Ermordung des pakistanischen Ministers für Minderheiten Shahbaz Bhatti Anfang März ist ein extremes Beispiel dafür. Andrea Spalinger von der Neuen Zürcher Zeitung gibt einen Einblick in das Leben von Mitgliedern einer religiösen Minderheit in Pakistan, deren Alltag von Unfreiheit, Furcht und Ausgrenzung geprägt ist. Die Verfolgung findet dabei nicht nur sozial statt, sondern auch gesetzlich: Das in den achtziger Jahren erlassene Blasphemiegesetz erlaubt hexenjagdähnliche Verleumdungen von Nichtmuslimen.

Kontext

Spannungen zwischen den religiösen Gemeinschaften Südasiens werden seit den 70er Jahren immer stärker und fanden ihre gewalttätigen Höhepunkte in den Massakern von 2002 in dem indischen Bundesstaat Gujarat, bei denen über eintausend Menschen starben, und den Ausschreitungen 1992 im Zuge des Streits um eine Moschee in Ayodhya mit mindestens 2000 Toten in ganz Indien. Charakteristisch für diese religiösen Spannungen ist, dass die Gruppe, die die Mehrheit ausmacht (In Indien Hindus, in Pakistan Muslime), unbegründeterweise ihre eigene Kultur in ihrer Existenz bedroht sieht von der Kultur der Minderheit (jeweils ca. 2% Ahmadis, Christen und Hindus in Pakistan; ca. 13% Muslime in Indien). Nicht selten lässt die jeweilige Staatsgewalt die Ausschreitungen gegen religiöse Minderheiten zu.