Presseschau Aufbruch in Arabien

Bis zum bitteren Ende

Machtkampf in Libyen tritt in die entscheidene Phase

Gleichwohl es nicht der Fokus dieser Seite ist, aktuelle Entwicklungen möglichst zeitnah wiederzugeben, sei an dieser Stelle den der englischen Sprache mächtigen Lesern die Berichterstattung durch Al-Jazeera über Libyen an Herz gelegt.

Der komplexe Machtkampf in dem nordafrikanischen Land ist in die entscheidene Phase getreteten: Entgegen der Berichterstattung einiger deutschen Medien gelingt es Gaddafis Truppen bislang nicht, strategisch wichtige Orte dauerhaft zurückzuerobern. Deren überlegenes Waffenarsenal läßt sich in den unübersichtlichen Städten nicht ausspielen. Dies ist jedoch auch der Grund, warum die Aufständigen es schwer haben, im offenen Gelände schnelle Gewinne zu erzielen. Entscheidend wird wohl sein, daß bei ausbleibendem Erfolg der Regierungstruppen die Absetzbewegungen um den Revolutionsführer seine Macht erodieren lassen.

Am Rande

In Saudi-Arabien sind vor allem die Frauen unzufrieden
Modern und konservativ zugleich <br/>Foto von Evitas Webfotos
Modern und konservativ zugleich Foto von Evitas Webfotos

Allgemein bekannt ist das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien. Weniger bekannt sind jedoch die zahlreichen weiteren Diskriminierungen: So ist der öffentliche Raum streng in einen männlichen und weiblichen getrennt, Frauen benötigen stets einen Vormund (in der Regel ein Verwandter oder der Ehemann), und meistens verfügt der Gatte auch über ihr Einkommen.

Trotz einiger Reformen in den vergangenen Jahren ist ihre Situation also noch immer von großen Einschränkungen geprägt. Zaghafter Protest dagegen entwickelt sich zwar, sieht sich aber einer staatlichen Politik gegenüber, die weitere Reformen verspricht, gleichzeitg aber auch repressiv gegen Gegner vorgeht.

Regieren und kassieren

Der mächtigste Marokkaner ist auch der reichste

Angesichts der Proteste in den Nachbarländern mutet der Besitz des marokkanischen Königs Mohammed VI. wie die Aufforderung zum Aufstand an. Denn der Herrscher kontrolliert etwa 6% des BIP seines Landes, sein Vermögen wird auf 2 Mrd. Euro taxiert. Zudem erhält er auch eine jährliche staatliche Vergütung in Höhe von 250 Mio. Euro.

Das wirft natürlich Fragen auf, zumal er sich selbst gerne als »König der Armen« stilisiert. Doch trotz der hohen Jugendarbeitslosigkeit und nicht weniger, auch prominenter, Kritiker ist Mohammed VI. nach wie vor beliebt bei seinem Volk.

Kein Ende der Proteste

Andere Länder nehmen sich ein Beispiel

Nach dem zumindest anfänglichen Erfolg der Proteste in Tunesien und Ägypten mobilisieren Oppositionelle auch in anderen Ländern weiter in der Hoffnung auf Wandel. Für dieses Wochenende sind große Demonstrationen angekündigt.

Während es in Marokko verhältnismäßig ruhig und undramatisch hergeht, ist die Lage in Libyen, Jemen und Bahrain eskaliert. Dort gab es nicht nur zahlreiche Tote und Verletzte, sondern auch ein massives Aufgebot an Militär und Polizei. Zudem sind hier z.T. – wie bereits zuvor in Ägypten – regimetreue Schlägertrupps aktiv. Unklar ist nach wie vor, wie sich die Situation in Algerien entwickelt.

Hoffnung und Sorge

Wie es weitergeht am Nil

Der alte Präsident ist gestürzt - doch wie geht es weiter? Die buntscheckige, vielfältige Opposition ist gerade erst dabei, sich zu organisieren. Die Hoffnungen sind jedenfalls zahlreich und ungebrochen.

Dennoch ist auch Skepsis angebracht. Denn der neue Militärrat agiert keineswegs widerspruchsfrei. So hat er zwar einen raschen Wandel und demokratische Wahlen versprochen, auch erste Verfassungsänderungen stehen kurz bevor. Doch noch ist Mubaraks altes Kabinett in Amt und Würden, die Notstandsgesetze in Kraft und viele Oppositionelle in den Gefängnissen. Es bedarf also offenkundig weiteren Drucks von unten.

Der Wind des Wandels

Ein Film über die Organisation der ägyptischen Opposition

Die Berichterstattung über die Revolution in Ägypten war im Westen in erster Linie ein Blick von außen. Mit Spannung konnte man die Dramaturgie der Ereignisse verfolgen. Doch wenig erfuhr man über die Hintergründe und Akteure des Aufstandes. Umso sehenswerter ist eine Filmreportage von Al Jazeera aus der Reihe People & Power. In Seeds of change lernt der Zuschauer einiges über die Organisation der Opposition, die versucht, unterschiedliche gesellschaftliche Schichten auch mit Hilfe neuer Medien zu verbinden.

Die Revolution hat noch nicht gesiegt

Die Rolle der ägyptischen Armee - gestern und heute

Auch Tage nach dem Ende von Mubaraks Herrschaft ist noch immer nicht klar, wie es jetzt in Ägypten weitergeht. Max Böhnel fragt sich, ob es nun wirklich zu einem Politikwechsel kommt. Denn der neue Machthaber ist eigentlich auch der alte: die Armee. Einerseits ist sie seit langem ein Staat im Staate mit vielfältigen Verbindungen, auch in die USA. Zugleich war sie auch stets eng mit dem noch immer steinreichen Mubarak - einem Exoffizier - verbandelt. Zahlreiche Vermögenswerte und lukrative Posten in eigenen Firmen sichern den Offizieren eine privilegierte Stellung.

All das gilt insbesondere für den neuen Führer des Militärrates, den bisherigen Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi, wie Matthias Gebauer schreibt: Weiterlesen … »

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