Presseschau Nordafrika

Weichenstellung am oberen Nil

Die Wahl im Sudan verdeutlicht die Probleme des Landes
Jeep der UNO im Südsudan <br/>Foto von sidelife
Jeep der UNO im Südsudan Foto von sidelife

Marc Engelhard berichtet in der taz über eine neue Oppositiongruppe bei den Wahlen im Sudan. Girifna besteht aus jungen Leuten, die sich mit den Verhältnissen in ihrem Land nicht weiter abfinden möchten. Im Gegensatz zu den etablierteren Oppostionsgruppen entstehe hier eine »zivilgesellschaftliche Opposition«, welche moderne Kommunikationstechniken nutze und Repression und Einschüchterung durch die Regierung ausgesetzt sei. Die meisten Oppositionparteien wollen die Wahl boykottieren, obwohl die Stimmzettel bereits gedruckt sind. DRadio Wissen verdeutlicht das Wahlchaos; die Wahlen sind durch ein kompliziertes Wahlsystem und die hohe Analphabetenquote erschwert. Insbesondere der Süden, wo ein Referendum über die Sezession im Raum steht, ist durch den langen Bürgerkrieg äußerst unterentwickelt.

Grenzen eines Menschenrechts

Ein Überblick über die Verfolgung von Christen weltweit
Koptische Kirche in Assuan, Ägypten <br/>Foto von David Ooms
Koptische Kirche in Assuan, Ägypten Foto von David Ooms

Fünf Auslandskorrespondenten des Spiegel beschreiben die Verfolgung von Christen. Denn in vielen Ländern existiert keine Religionsfreiheit. Neben Nordkorea seien vor allem Minderheiten in mehrheitlich islamischen Ländern betroffen. In Irak, Pakistan und Ägypten, aber auch in der eigentlich säkularen Türkei stehen christliche Minderheiten unter Druck. Fragwürdig bleibt die Datengrundlage des Beitrags, denn der Verein OpenDoors ist als christliche Vereinigung nicht unbedingt eine neutrale Quelle. Dennoch wird hier ein wenig beachtetes Problem beleuchtet.

Eine sehr alte Minderheit

Koptische Christen in Ägypten fühlen sich an den Rand gedrängt
St. Markos-Kirche in Kairo  <br/>Foto von Bakar_88
St. Markos-Kirche in Kairo Foto von Bakar_88

Nach dem Anschlag auf koptische Christen im oberägytischen Naga Hamadi werde deren zunehmend isolierte Position in der Gesellschaft deutlich, so Karim El-Gawhary in der taz. Durch die Rückkehr von Gastarbeitern aus dem wahhabitischen Saudi-Arabien sei der Islam in dem Land intoleranter geworden. Dies spüre die große christliche Minderheit auch im Alltag. Kritische Anwälte und Blogger geraten unter Druck, wenn sie das Thema in der Öffentlichkeit als gesamtgesellschaftliches Problem darstellen. Der Blogger Wael Abbas wurde mitsamt einer Delegation aus Kairo verhaftet, als er den Ort des Anschlags besuchen wollte. Der Staat versuche das Problem an den Rand zu drängen.

Die durch die Hölle reisen

Eine investigative Reportage über die Migration nach Europa
Fabrizio Gatti reiste durch die Sahara&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <br/>Foto von brockleyboyo, Flickr
Fabrizio Gatti reiste durch die Sahara       Foto von brockleyboyo, Flickr

Der investigative italienische Journalist Fabrizio Gatti ist vom Senegal durch die Sahara bis nach Italien gereist, um über den beschwerlichen Weg von Migranten nach Europa zu berichten. Seine meisterhafte Reportage ist nun als Buch erschienen, in dem er die Gefahren aufzeichnet.

Zwölf Prozent kommen auf der Überfahrt um. Einige gehen über Bord. Einige werden ins Meer geworfen. Wieder andere verhungern und verdursten, wenn die Boote vom Kurs abkommen. Und wieder andere gehen mitsamt dem Boot unter.

Deutlich werden darin auch die demütigende Behandlung und die menschenverachtenden Lebensbedingungen, die den Flüchtlingen und Migranten in italienischen Lagern zugemutet werden. Le Monde diplomatique druckte aus dem Buch eine Passage aus der Sahara, der Freitag über das Lager auf Lampedusa ab. Im Interview auf Deutschlandfunk unterstreicht Gatti seine Auffassung, dass es sich um ein europäisches Problem handelt. Die Lager zeigten das wahre Gesicht Europas.

Thronfolge und wachsende Opposition

Die politischen Verhältnisse in Ägypten

Stephan Roll analysiert die politischen Verhältnisse in Ägypten mit Blick auf die kommenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Dabei zeichnet sich in dem autoritär geführten Land mittelfristig eine Machtübergabe des 81jährigen Staatschefs Husni Mubarak an seinen Sohn Gamal ab. Letzterer kann dank seiner Wirtschaftspolitik auf die Unterstützung der Oligarchie zählen. Gleichzeitig verspricht die erwartete Kontinuität in der Außenpolitik, dass mit den umfangreichen Mitteln der US-Militärhilfe die Interessen der mächtigen Armeeführung weiterhin berücksichtigt werden.

Die restriktiven Verfassungsänderungen und Repressionen gegen Regimegegner können jedoch nicht verhindern, dass soziale Spannungen, Bevölkerungswachstum und Korruption zu einer erstarkenden Opposition führen. Insbesondere die mittlerweile recht gemäßigt agierende Muslimbruderschaft ist im Aufwind.

Autonomie ohne Fortschritt

Zur Lage im Südsudan
Medizinstation im Südsudan <br/>Foto von Dave Blume, flickr
Medizinstation im Südsudan Foto von Dave Blume, flickr

Auf einen langjährigen Bürgerkrieg folgte 2005 ein Friedensvertrag zwischen der Zentralregierung in Khartum und den Rebellen im Süden. Er verschaffte der oppositionellen SPLA nicht nur Teilhabe an der Macht, sondern war zugleich ein erster Schritt hin zu der angestrebten Unabhängigkeit.

Die Situation für die Menschen dort bleibt aber äußerst schwierig: Die Ernährungslage ist angespannt, Bildungssystem und Infrastruktur sind marode. Auch die Vertreibungen halten an. Und für 2010 droht eine weitere Verschärfung der Zustände.

An der großen Grenze

Das Leben von Migranten in der spanischen Enklave Melilla
Der Zaun in Melilla ist die Grenze zwischen Marokko und Spanien. <br/>Foto von noborder network, Flickr
Der Zaun in Melilla ist die Grenze zwischen Marokko und Spanien. Foto von noborder network, Flickr

Bereits im Sommer 2008 drehte Rosa Mareike Wiemann als Abschlußarbeit an der Hochschule der Medien in Stuttgart ihren Abschlußfilm über die Lebensverhältnisse junger marokkanischer Migranten in der spanischen Enklave Mellila in Afrika. Leider ist in dieser Fassung des Films ein Teil nur in spanisch. Die teils jungendlichen Einwanderer leben ohne Unterkunft und können vormittags eine Nachhilfeschule besuchen, die für sie kostenlos Unterricht anbietet. Sie leben unter der ständigen Gefahr vor Abschiebung.

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