Presseschau Leitmedien

»Herrschaft einer subtilen Pornokratie«

Eine Polemik wider die Sitten der Feuilletonaristokratie
"Herrschaft einer subtilen Pornokratie"
Bild von Max Stanworth

Eine heftige Attacke gegen die Gepflogenheiten der Feuilletonautoren deutscher Blätter reitet Thor Kunke im Titel-Kulturmagazin: Eine eitle Kaste von Kulturbeamten habe sich in den Redaktionsstuben bequem eingerichtet. Das Resultat sei ein Gefälligkeitsjournalismus – für den Beleg der Nähe zwischen Schreibern und Rezensierten führt er zahlreiche Beispiel an. Auch allzu Banales werde positiv besprochen. In der Folge findet der Leser keine Orientierung durch das kritische Urteil. Das Feuilleton verkommt zu Vermarktungsabteilung der Ware Buch:

Was wir momentan als geistigen Sinkflug in die dröhnende Kulturlosigkeit erleben, ist – überspitzt gesagt und in kleinerem Maßstab – das postmoderne Gegenstück zum Faschismus, gegründet auf der Legalisierung des Privilegs, einem Verhaltenskodex der rigorosen Gleichmacherei und der Herrschaft einer subtilen Pornokratie, die erstaunlicherweise ein feministisches Unterfutter aufweist.

Weg vom Hofstaat

Politischer Journalismus in der Berliner Republik

Kampangnenjournalismus statt kritische Berichterstattung: Die allzu große Nähe vieler Medien zur Politik und zur Macht erfährt wachsende Kritik. Viele Journalisten schauen lieber nicht genau hin, um sich ihre guten Kontakte in der Berliner Republik nicht zu verbauen. So fehlt es nicht nur an Distanz zur Macht, sondern auch an ausreichender Analyse, welche über die »Aneinanderreihung von kurzfristigen Beobachtungen« hinausgeht. David Goeßmann hat sich im Deutschlandfunk für eine Bestandsaufnahme des politischen Journalismus in der Medienrepublik umgetan. Dazu hat er Journalisten und Medienwissenschaftler befragt.

Die Gernegroßschreiber

Ein Putsch, der uns noch fehlt

Als selbstgerecht und autoritär erscheinen Tom Schimmeck einige leitende Figuren der deutschen Medienlandschaft, darunter Dirk Kurbjuweit (Spiegel), Kai Diekmann (Bild), Gabor Steingart (Handelsblatt), Rainer Hank (FAS), Matthias Matussek (Spiegel) und Josef Joffe (Zeit): Diese Gernegroßschreiber fühlen sich als heimliche Herrscher der öffentlichen Meinung der Republik. Daher erzählt Schimmeck, wie diese sich durch einen »Presseputsch« als neue Junta der Bundesrepublik einsetzen, um der Demokratie entgültig den Garaus zu machen. Lesenswert und amüsant.

Die militärische Abriegelung der nicht an der Machtübernahme beteiligten Pressehäuser werde aufrechterhalten, „bis das Vaterland gefestigt ist“. Die Sperrung des Internets hingegen könne bereits in der kommenden Woche gelockert werden, so Matussek – »schon damit ich wieder bloggen kann.«

Deutsche Leitmedien

Eine neue Pressestudie

Die Landa Media AG untersucht in einer Studie, welche Pressemedien in Deutschland besonders häufig von anderen zitiert werden. Auch wenn eine rein quantitative Erhebung letztlich nur bedingt darüber Auskunft geben kann, wer als »Leitmedium« zu gelten hat, ist sie dennoch sehr aufschlussreich.

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