Presseschau Buch

»Herrschaft einer subtilen Pornokratie«

Eine Polemik wider die Sitten der Feuilletonaristokratie
"Herrschaft einer subtilen Pornokratie"
Bild von Max Stanworth

Eine heftige Attacke gegen die Gepflogenheiten der Feuilletonautoren deutscher Blätter reitet Thor Kunke im Titel-Kulturmagazin: Eine eitle Kaste von Kulturbeamten habe sich in den Redaktionsstuben bequem eingerichtet. Das Resultat sei ein Gefälligkeitsjournalismus – für den Beleg der Nähe zwischen Schreibern und Rezensierten führt er zahlreiche Beispiel an. Auch allzu Banales werde positiv besprochen. In der Folge findet der Leser keine Orientierung durch das kritische Urteil. Das Feuilleton verkommt zu Vermarktungsabteilung der Ware Buch:

Was wir momentan als geistigen Sinkflug in die dröhnende Kulturlosigkeit erleben, ist – überspitzt gesagt und in kleinerem Maßstab – das postmoderne Gegenstück zum Faschismus, gegründet auf der Legalisierung des Privilegs, einem Verhaltenskodex der rigorosen Gleichmacherei und der Herrschaft einer subtilen Pornokratie, die erstaunlicherweise ein feministisches Unterfutter aufweist.

Angst vor dem Monopol

Amazon macht auch Verlagen Konkurrenz

Der größte Buchhändler der Welt begann bereits 2009 damit, selbst Bücher herauszubringen. Auch gestützt auf seinen firmeneigenen E-Book-Reader Kindle soll dieses Geschäft offenbar deutlich ausgeweitet werden. Zuletzt gelang die Verpflichtung einiger bekannter Autoren, weitere sollen folgen. Für einige Autoren mag das durchaus verlockend sein; finanziell, aber auch, weil sie schon allein aus Kostengründen mehr inhaltliche Freiheiten haben als in einem klassischen Verlag. Das Lektorat fällt hier nämlich weniger gründlich aus. Weiterlesen … »

Das Ende des Buches?

E-Books auf dem Vormarsch

Die Verkaufszahlen für E-Books wachsen rasant. Das liegt nicht nur daran, dass die entsprechenden Lesegeräte deutlich billiger werden, sondern auch an dem simplen Umstand, so quasi stets eine ganze Bibliothek griffbereit zu haben. Hinzu kommt, dass im Internet viele E-Books mittlerweile - legal oder nicht - kostenlos zum Download bereitstehen. Wird sich dadurch das Leseverhalten ändern? Wird es am Ende gar zu einer Leserevolution kommen? Florian Rötzer gibt sich optimistisch:

Schließlich waren Bücher immer Inseln, auf die sich einst die Mönche und dann die übrigen Leser und Autoren als zeitweise Eremiten zurückgezogen haben, um eigene, individuelle und mögliche Welten zu erschaffen und in ihrer Fantasie zu reproduzieren. Die Weltflucht führt gleichwohl in die Welt zurück und lässt sie gelegentlich mit anderen Augen sehen. Das aber ist unabhängig davon, ob Bücher, also lange Abschweifungen und Erkundungen, gedruckt oder elektronisch vorhanden sind, und welcher Art ihr Träger ist.

Schrift im Kopf

Neue Erkenntnisse der Hirnforschung
Schrift im Kopf

Die Fähigkeit zum Lesen verändert die Struktur des Gehirns – auch bei Menschen, die das Lesen erst später erlernen. Darunter scheinen jedoch andere Fähigkeiten wie die Gesichtserkennung zu leiden. Dies ergab eine Studie im Science Magazine. Dadurch wird deutlich, wie sehr die Hirnforschung noch am Anfang steht – und wieviele Erkenntnisse noch zu erwarten sind. Weitere Beobachtungen liefern Wissenschaftler der Universität von Wisconsin anhand des Hörens. Demnach basiert das Hören gleich einer Datenkompression auf der Unterscheidung von bekannten Mustern.

Quo vadis, Wikipedia?

Eine Konferenz in Leipzig

Ohne Zweifel hat Wikipedia nicht nur die herkömmlichen Enzyklopädien praktisch verdrängt, sondern auch den Umgang mit Wissen insgesamt verändert. Mittlerweile zeigen sich jedoch – insbesondere in der deutschsprachigen Version – gewisse Tendenzen, die dem demokratischen und vielfältigen Anspruch zuwiederlaufen.

Denn die sog. Administratoren erhalten zusätzliche Rechte, um etwa Artikel zu sperren oder zu löschen. Andererseits hat die wachsende Beachtung auch dazu geführt, dass beispielsweise Politiker oder Unternehmen gezielt, verdeckt und professionell Einfluss nehmen auf die über sie veröffentlichen Inhalte.

Keine Wohlthaten für Angestellte

Arbeitskampf im Buchhandel

Die großen Buchhandelsketten sind für ihre zum Teil rüden Geschäftspraktiken bekannt. Nun hat Wohlthat als Ableger des Branchenriesen DBH (u.a. Hugendubel, Jokers) dutzende Mitarbeiter entlassen, um sie durch 400-Euro-Jobber zu ersetzen. Gleichzeitig begegnet man der Gewerkschaft ver.di mit einer Hinhaltetaktik, um weitere Streiks zu vermeiden.

Wer darf über Wissen entscheiden

Die Diskussion über Qualitätskriterien von Wikipedia

Jens Berger kritisiert im Freitag die Kriterien, nach denen Artikel in der Wikipedia als relevant oder löschbar kategorisiert werden. Diese richte sich nach der scheibaren Autorität gedruckter Werke und stellt damit das Projekt selbst in Frage. Berger berichtet von einer Podiumsdiskussion der Wikipedia zum Thema, und wundert sich über die gewaltige Macht von 300 Administratoren. Die Frage nach Kriterien und einen Einblick in die Wikipedia-Kultur gab auch ein Beitrag aus der Le Monde Diplomatique aus dem Mai.

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