Kaleidoskop der Machtkämpfe
Der Iran ist ein widersprüchliches Land. Während in westlichen Medien häufig vom Kampf zwischen Reformern und Konservativen die Rede ist, gibt es weit mehr Fraktionen. Bei den Unruhen nach den gefälschten Wahlen kämpften Reformer, die das System öffnen wollen, gemeinsam mit einer Jugend, die den Klerikalstaat überwinden will. Der neue und alte Präsident Mahmud Ahmadinedschad, hinter dem die wirtschaftlich einflußreichen Revolutionsgarden stehen und das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei, sind sich weit weniger einig: Zwischen Ihnen tobt mittlerweile ein erbitterter Machtkampf, der das iranische System durchaus bedroht. Zugleich nutzte die Opposition die Vereinnahmungsversuche der Aufstände in der arabischen Welt durch die Regierung für Massendemonstrationen. Farhan Jahanpour stellt in der Le Monde diplomatique das Kaleidoskop der iranischen Machtkämpfe vor dem Hintergrund der vergangenen Dekade dar: Ein Land vor dem Umbruch.
Nach dem Sturm
Zum Jahrestag der offensichtlich gefälschten Wahlen im Iran und den folgenden Protesten erschienen Beiträge, die sich mit der Lage der Opposition auseinandersetzen: Telepolis berichtet von der Praxis der Zensur, der ARD Weltspiegel blickt auf die Prozesse im vergangenen Jahr zurück und sieht die Opposition durch Überwachung, Zensur und Inhaftierungen geschwächt.
Iran vor der Wende?
Behrouz Khosrozadeh sieht in einem Bericht auf Telepolis das theokratische Regime im Iran am Ende. Die herrschenden Eliten haben beim Volk keinen Rückhalt mehr und versuchen der schwindenden Unterstützung durch immer repressiv werdendes Auftreten entgegenzuwirken. Um sich nach außen Erleichterung zu schaffen sei ein Kompromiß mit dem Westen in Fragen des Atomprogramm anzunehmen. Derweil seien immer mehr Revolutionäre von einst selbst im Gefängnis gelandet.
Wahlen im Iran
Jens Berger analysiert die rivalisierenden Gruppen hinter den Kandidaten. Dabei kommt er zu einem ernüchternden Resultat, das mit der Berichterstattung in den meisten hiesigen Medien keineswegs konform ist: »Bei der Staatskrise in Iran geht es nicht um links oder rechts, nicht um religiös oder weltlich und auch nicht um fundamentalistisch oder reformatorisch – die Krise ist mehr die extreme Zuspitzung des Machtkampfs zweier Interessengruppen.«
»Wir müssen den schweren Schatten des Zweiten Weltkrieges vernichten«
Im Juli 2006 hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Brief geschrieben. Die Bundesregierung machte keine näheren Angaben zum Inhalt und teilte nur mit, das Schreiben werde übersetzt und genau ausgewertet. Weiterlesen … »