Presseschau Kultur

Nehmen ist seliger denn geben

Eine Kampagne zum Kirchenaustritt
"Bete nicht für mich": Demonstration in Krakau
"Bete nicht für mich": Demonstration in Krakau Bild von bildungsrOman

Jedes Jahr treten in Deutschland weit über 100.000 Menschen aus den beiden großen Kirchen aus. Deshalb gehören ihnen mittlerweile nur noch 62 Prozent der Bevölkerung an, so wenig wie nie zuvor. Das hat natürlich viele Gründe: Generell teilen viele nicht mehr deren konservatives Welt- und Menschenbild, aber auch die jüngsten Skandale um sexuellen Missbrauch spielen eine Rolle. Außerdem klagen auch andere Großorganisationen wie Parteien und Gewerkschaften über ähnliche Probleme. Eine Umfrage des Allensbach-Instituts ergab 2009, dass fast die Hälfte der Katholiken in religiösen Fragen entweder unsicher oder sogar areligiös sind.

Für viele Menschen kommt ein Austritt aber dennoch nicht in Frage. Sie begründen das auch damit, dass die Kirchensteuern ja sozialen Zwecken zugute kämen. Das stimmt jedoch nur sehr eingeschränkt. Tatsächlich fließen nur ca. 10 Prozent davon in karitative Einrichtungen und Maßnahmen, überdies wird der weitaus größte Teil der kirchlichen Kindergärten, Krankenhäuser usw. vom Staat finanziert. Ein Bündnis aus verschiedenen atheistischen und agnostischen Gruppen rief zu einem »Jahr des Kirchenaustritts« auf.

Gesetze des Marktes

Sport im Fernsehen
Heiß begehrt: Fußball im TV
Heiß begehrt: Fußball im TV Bild von wetterrolf

Die Senderechte für Sport sind beliebt bei den Programmmachern der TV-Sender, sowohl bei den privaten wie bei den öffentlich-rechtlichen. Denn sie locken viele, vor allem aber die besonders werberelevanten jungen Zuschauer an. Das gilt aber beileibe nicht für alle Sportarten. Drei Viertel der Sendezeit entfallen auf nur sechs Disziplinen. Ganz vorne liegen – natürlich – der Fußball und Profiboxen. Daher sind auch die Preise für die Rechte extrem unterschiedlich. Für Gewichtheben zahlt man nur einige tausend Euro im Jahr, allein die Fußball-Bundesliga kostet pro Saison 100 Millionen. Neben der eigentlichen Quote dienen die Übertragungen auch einer allgemeinen Imagepflege.

Der Sport ist in hohem Maße abhängig von diesen Sendungen, denn so lassen sich nicht nur direkt Einnahmen generieren, sondern auch indirekt über höhere Sponsorengelder. Dafür sind einzelne Verbände sogar bereit, im Interesse einer besseren Vermarktung die Regeln ihrer Sportart zu ändern. Ebenso, wie die Termine der Veranstaltungen dementsprechend anzusetzen.

'Heut ist alles schlechter'

Eine Debatte über den politischen Diskurs in Deutschland

Auf ihrem Blog alternativlos.org diskutieren Felix von Leitner und Frank Rieger mit Frank Schirrmacher über den Zustand des politischen Diskurses in Deutschland heute. Dabei geht es um das Niveau der Rhetorik in der deutschen Politik, das Phänomen Guttenberg, Tabus im öffentlichen Diskurs, die Simulation von Wahrheit, das Ende der Rationalität im politischen Diskurs. Und dass wir, wenn schon, wenigstens gut belogen werden wollen.

Angst vor dem Monopol

Amazon macht auch Verlagen Konkurrenz

Der größte Buchhändler der Welt begann bereits 2009 damit, selbst Bücher herauszubringen. Auch gestützt auf seinen firmeneigenen E-Book-Reader Kindle soll dieses Geschäft offenbar deutlich ausgeweitet werden. Zuletzt gelang die Verpflichtung einiger bekannter Autoren, weitere sollen folgen. Für einige Autoren mag das durchaus verlockend sein; finanziell, aber auch, weil sie schon allein aus Kostengründen mehr inhaltliche Freiheiten haben als in einem klassischen Verlag. Das Lektorat fällt hier nämlich weniger gründlich aus. Weiterlesen … »

Werdet endlich vernünftig!

Robert Pfaller über die unvernünftige Vernunft einer Verzichtsgesellschaft

Robert Pfaller, Professor für Philosophie an der Universität für angewandte Kunst Wien, kritisiert in seinem kürzlich erschienenen Buch »Wofür es sich zu Leben lohnt« die aktive Abschaffung von Genussressourcen und einen damit sich anbahnenden Kulturverfall. Gesundheitsfanatiker propagieren eine asketische Lebensweise. An Stelle von Fleisch, Alkohol, Nikotin und Fett treten Surrogate, die zwar gesünder sein sollen, uns aber nicht befriedigen. Weiterlesen … »

Christliche Untugend

Umkämpfte Arbeitnehmerrechte in den Kirchen

Immer wieder treten die christlichen Kirchen als Mahner für ein soziales Miteinander in der Gesellschaft auf. Geht es aber um ihre eigenen Beschäftigten, in Deutschland immerhin 1,3 Millionen Menschen, sieht es anders aus. Dank des sog. »Selbstordnungsrechts« haben diese wesentlich weniger Rechte als ihre Kollegen in anderen Einrichtungen: Sie dürfen nicht streiken, ihre Verträge werden nicht durch Gewerkschaften ausgehandelt, und die innerbetriebliche Mitbestimmung ist ebenfalls geringer. Das hat unter anderem erheblich geringere Löhne zur Folge. Die Gewerkschaft Verdi versucht daher mit zahlreichen Aktionen diesen Missstand speziell in der evangelischen Diakonie anzugehen – gegen den erklärten Widerstand der Kirchenoberen.

Köpfen, Enteignen, Ignorieren

Staatsbankrotte in der Geschichte

Angesichts der aktuellen Aufregung um einen drohenden Staatsbankrott Griechenlands wirft das Schweizer Fernsehen einen Blick zurück. Früher waren solche Insolvenzen keineswegs eine Seltenheit, ganz im Gegenteil. Seit dem Jahr 1800 ging beispielsweise Spanien schon 13 Mal pleite, Frankreich immerhin 8 Mal. Der wichtigste Grund dafür waren die ausgedehnten und entsprechend kostspieligen Kriege.

Wegen der extremen Risiken waren seinerzeit auch die Zinsen exorbitant hoch. Es handelte sich also um eine schlichte Wette, meint der Wirtschaftshistoriker Harold James – die Frage war lediglich: wiegen die Zinsen bis zum nächsten Bankrott den dann abzuschreibenden Kredit auf? Dabei waren die Staaten im schlimmsten Fall wenig zimperlich: Gläubiger in Frankreich wurden wegen Wucher zum Tode verurteilt, Heinrich VIII. enteignete kurzerhand die katholische Kirche und Argentinien verhandelte danach einfach nicht mehr mit seinen Geldgebern. Weiterlesen … »

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