Presseschau Ali Ab­dal­lah Salih

Am Rande der Weltöffentlichkeit

Entwickelt sich die Revolution im Jemen zum Stammeskonflikt?
Sit-In in Sana'a im März
Sit-In in Sana'a im März Bild von Sallam

Die schwelende Revolution im Jemen wird in der Berichterstattung von den Unruhen und Umstürzen in anderen arabischen Ländern überlagert. Ali Abdullah Saleh weigert sich, von der Macht zu lassen und somit den Weg für einen Kompromiß frei zu machen. Das Land ist bereits seit langem von zahlreichen inneren Konflikten und Widersprüchen geprägt. Die Zentralregierung hat nie die völlige Gewalt über das Territorium gehabt. Im Westen dagegen überwiegt die Angst vor Terrorismus über einem wirklichen Interesse am Schicksal Jemens.

Während Hans-Michael Ehl im Deutschlandfunk einen aktuellen Überblick zur Lage bietet, beschäftigte sich Mareike Transfeld auf dem von Regional-Fachleuten betriebenen Blog Al Sharq mit dem Konflikt zwischen dem Präsidenten und der Familie Al-Ahmar; schließlich ist Jemen ein von Stammesstrukturen geprägtes Land. Die Geschichte des brüchigen Macht-Gleichgewichts wird hier aufgerollt. Die Proteste auf der Straße richten sich dabei sowohl gegen neue als auch alte Stammes- oder Militärregierungen. Weiterlesen … »

Überblick

Die Lage in den arabischen Staaten

Die Ereignisse im arabischen Raum haben sich in den letzten Tagen und Wochen überschlagen. Wolfgang Günter Lerch gibt einen guten Überblick über die aktuelle Situation in den einzelnen Ländern. Dabei schätzt er die Entwicklung durchaus als revolutionär ein; gleichzeitig betont der Autor die zentrale Rolle der materiellen Not weiter Bevölkerungskreise für den Ausbruch der Proteste. Eine weitere Gemeinsamkeit in den doch sehr verschiedenen Staaten sind auch die jahrzehntelang herrschenden Eliten. Sie sind zu wirklichen Veränderungen weder willens noch in der Lage.

Taumeln am Abgrund

Der Journalist Tariq Ali besucht den krisengeschüttelten Jemen
Shibam: "In dieser Stadt wurden kürzlich vier südkoreanische Touristen getötet, als sie die Stadt von einem Hügel aus fotografieren wollten." <br/>Foto von Raphaël Fauveau
Shibam: "In dieser Stadt wurden kürzlich vier südkoreanische Touristen getötet, als sie die Stadt von einem Hügel aus fotografieren wollten." Foto von Raphaël Fauveau

Der als Unterhosenbomber bekannt gewordene Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab hat dem Jemen einen kurzen Zeitraum  der Aufmerksamkeit in den westlichen Medien geschenkt – da er mutmaßlich nahe der Hauptstadt Sana'a für den Anschlag ausgebildet wurde. Allerdings war die Berichterstattung von kurzer Dauer, und hat wenig zur Aufklärung beigetragen: weder zum radikalen politischen Islam noch zur Geschichte und der Probleme des Landes im Südwesten der arabischen Halbinsel. Insofern ist die Reportage des britischen Journalisten und Historikers Tariq Ali umso lesenswerter. Für den zunächst im London Review of Books, nun auf Deutsch in der Le Monde diplomatique erscheinenden Beitrag reiste er in den Jemen und befragte zahlreiche Politiker und Journalisten. Weiterlesen … »

Druck von allen Seiten

Der Jemen steht vor einer Zerreißprobe
Unter Waffen in Shibam, Jemen <br/>Foto von Martin Sojka, Flickr
Unter Waffen in Shibam, Jemen Foto von Martin Sojka, Flickr

In den westlichen Medien erfährt der Jemen fast nur Beachtung im Zusammenhang mit den dort beheimateten Al-Qaida-Kämpfern. Aber das Land ist angesichts einer autoritären Regierung, starken Bevölkerungswachstums und versiegender Ölquellen auch mit anderen Problemen konfrontiert.

Der Bürgerkrieg im Norden eskaliert zusehends und ist trotz saudischer Unterstützung kaum zu gewinnen. Parallel entwickelt sich im ehemaligen Südjemen eine sozialistisch dominierte Separatismusbewegung. Beide Strömungen fordern mehr politische und wirtschaftliche Teilhabe sowie ein Ende des korrupten Patronagesystems des Präsidenten Salih.

»A thousand hours of dialogue are better that one hour of war.«

Ein Interview zur aktuellen Situation im Jemen
Shibam, Jemen <br/>Foto von Martin Sojka, Flickr
Shibam, Jemen Foto von Martin Sojka, Flickr

Neben dem Konflikt in dem nördlichen Gouvernement Sa'da zwischen Zentralregierung und »Huthisten« und verschiedenen ausländischen Staaten, gibt es in den südlichen zur früheren Volksrepublik Jemen gehörenden Gouvernements verstärkte Sezessionsbewegungen, die sich gegen eine soziale und ökonomische Benachteiligung richten. Zudem wird die Politik des Landes durch die autokratische Herrschaft des seit 1978 regierenden Staatspräsidenten Ali Abdallah Salih einschneidend geprägt. Diese Problemfelder und die aktuelle Kampagne »The Public Movement for Justice and Change« werden in dem Interview mit Parlamentsabgeordneten Sultan Al-Same'e in der Yemen Times beleuchtet.

Inhalt abgleichen