Presseschau Bürgerkrieg

Zerissene Insel

Ein Jahr nach dem Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka
Zehntausende leben in Flüchtlingslagern <br/>Foto von DFID - UK Department for International Development
Zehntausende leben in Flüchtlingslagern Foto von DFID - UK Department for International Development

Jahrzehnte tobte in Sri Lanka ein mal schwelender, mal brutaler Bürgerkrieg zwischen den Tamil Tigers und der Zentralregierung. Dahinter steht der Konflikt zwischen der singhalesichen, buddistischen Mehrheit und der tamilischen, hinduistischen Minderheit im Norden und Osten der Insel; viele Tamilen sehen sich bis heute als unterdrückte Minderheit. Vor einem Jahren besiegte die Regierung die Tigers nach einer langen Offensive, der etwa 7000 Zivilisten zum Opfer fielen. Cédric Gouverneur gibt in der Le Monde diplomatique einen Überblick der Lage: Zehntausende Zivilisten leben nach wie vor in Lagern, wo sie auf Verbindungen zu den Tigers geprüft werden. Die inneren Konflikte den Landes sind keineswegs gelöst, vielmehr ist äußerst fraglich, ob nach dem militärischen Sieg ein Ausgleich mit stärkerer lokaler Autonomie zu erwarten ist. Der Autor sieht bei dem Präsidenten Mahinda Rajapakse autoritäre Tendenzen: »Menschenrechtler, Anwälte und Journalisten erhalten Morddrohungen«, der unterlegene Präsidentschaftskandidat sitzt in Haft. Die Unterstützung Chinas habe der Zentralregierung den militärischen Sieg erst ermöglicht. China wolle gegen seinen Rivalen Indien Bündnispartner aufbauen.

Andauernder Bürgerkrieg

Eine Reportage aus Somalia
In Burundi und anderen afrikanischen Staaten bildet amerikanisches Militär für den Einsatz in Somalia aus
In Burundi und anderen afrikanischen Staaten bildet amerikanisches Militär für den Einsatz in Somalia aus

Seit 20 Jahren herrscht in Somalia Bürgerkrieg; dieser forderte eine Million Todesopfer und trieb weitere Millionen in die Flucht. Ein seltener Gast am Horn von Afrika war im Herbst vergangenen Jahres der Journalist Ashwin Raman – zu gefährlich ist die Lage für Reporter. In seiner Fernsehreportage entsteht ein lebhaftes Bild der traurigen somalischen Realität. Die von den USA und einigen afrikanischen Staaten gestützte »Regierung« unter Sheik Sharif Ahmed kann sich trotz besserer Bewaffnung nicht gegen die islamische Al-Shabab durchsetzen; die Kämpfe dauern in vielen Landesteilen an. Die Hauptstadt Mogadischu liegt in Trümmern, die Versorgungslage der Bevölkerung ist äußerst schlecht und hängt von unregelmäßigen Hilfslieferungen der Welternährungsorganisation ab. Weiterlesen … »

Archiv des Schreckens

Guatemalas dunkle Vergangenheit im Kalten Krieg

Guatemala eint mit vielen mittel- und südamerikanischen Ländern eine blutige Vergangenheit im Kalten Krieg. Das Land zwischen Mexiko und Honduras war besonders schlimm betroffen: Durch Methoden der Aufstandsbekämpfung verloren zwischen 150.000 und 250.000 Menschen ihr Leben. Dabei handelte es sich um einen regelrechten Genozid an der indigenen Bevölkerung, in dem von US-Militärs ausgebildete Sondereinheiten außer Kontrolle gerieten. Eher durch Zufall wurde 2005 das Polizeiarchiv gefunden, das die Schreckensherrschaft der 80er Jahre dokumentiert: Millionen teils verrottete Dokumente wurden seitdem archiviert und digitalisiert. Dadurch ist Bewegung in die Aufarbeitung der Vergangenheit gekommen; die Verbrechen sorgen für Kontroversen in der guatemaltekischen Gesellschaft.  Uli Stelzner hat den Dokumentarfilm »La Isla« über das Archiv und die schmerzhafte Vergangenheit gedreht, der vor kurzem Premiere hatte.

Aufstandsbekämpfung

Rückgriff auf koloniale Konzepte in Afghanistan und im Irak
U.S. Army bei der Aufstandsbekämpfung <br/>Foto von ISAFMedia
U.S. Army bei der Aufstandsbekämpfung Foto von ISAFMedia

Marc Thörner, der als freier Journalist für diverse öffentlich-rechtliche Sender arbeitet, gilt als kluger Analytiker und Kenner des Konflikts in Afghanistan. Im Interview mit der jungen Welt deutet er an, wie das Bundesverteidigungsministerium systematisch die Öffentlichkeit täuschte, um zu verschleiern, daß Sonderkommandos der Amerikaner im Einsatzbereich der Bundeswehr operieren: Grund sei, die anderen Parteien im Bundestag »gewogen zu halten«, um das Bild von Wiederaufbau auf der einen Seite und Kampfeinsatz auf der anderen aufrecht zu halten: Die Aussagen des Bundesverteidigungsministeriums entsprechen nicht immer der Wahrheit. Weiterlesen … »

Schneller Erfolg, langfristiges Scheitern

Eine Reportage aus Kandahar legt das endgültige Scheitern der westlichen Strategie in Afghanistan nahe
Nangarhar provincial reconstruction team <br/>Foto von U.S. Army
Nangarhar provincial reconstruction team Foto von U.S. Army

Die Auseinandersetzung um die Zukunft Afghanistans geht diesen Sommer mit einer großangelegten Offensive in eine entscheidene Phase. Wenn das amerikanische Militär um die Zustimmung der Bevölkerung kämpft, ist dieser Kampf bereits verloren. Dies ist zumindest der Eindruck, den Stephen Grey in einer Reportage aus Kandahar in der Le Monde dipomatique erzeugt.

»Kandahar ist in den Händen von Leuten, die Drogenhandel betreiben, die Waffen haben und vom Ausland unterstützt werden,« so eine lokale Stimme. Die Taliban seien teils auch als
Abwehr gegen korrupte Eliten und Warlords entstanden, die schon mit den sowjetischen Besatzern kooperierten, und genießen daher Rückhalt in der Bevölkerung. Auch die Bewaffnung von Milizen (LDI, locale defense intiative) führe zu Übergriffen, die Teile der Bevölkerung gegen die Ausländer aufbringe. Weiterlesen … »

Fokus Nahost

Wie der Libanesische Bürgerkrieg das Spielfeld des Nahostkonflikts wurde

Als Kai Hermann 1969 den Libanon bereiste, wurde er bereits mit dem konfrontiert, was in den folgenden Jahrzehnten zum Libanesischen Bürgerkrieg anschwellen sollte. Neben den Palästinensern, die im Libanon einen Staat im Staate aufbauten und den verschiedenen reichen Familienclans, die ihre eigenen Milizen unterhielten, waren es die ausländischen Staaten, die in diesem zerrissenen und aufgerüsteten Land willige Koalitionäre für ihre Ziele vorfanden.

Georges Corm, der frühere libanesische Finanzminister, beschreibt in der Le Monde Diplomatique diese Einflussnahmen fremder Mächte und wie die verschiedenen Koalitionen dem Bürgerkrieg immer wieder Waffen und Geld zufließen ließen und dessen Intensität dadurch ungebrochen blieb.

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Taumeln am Abgrund

Der Journalist Tariq Ali besucht den krisengeschüttelten Jemen
Shibam: "In dieser Stadt wurden kürzlich vier südkoreanische Touristen getötet, als sie die Stadt von einem Hügel aus fotografieren wollten." <br/>Foto von Raphaël Fauveau
Shibam: "In dieser Stadt wurden kürzlich vier südkoreanische Touristen getötet, als sie die Stadt von einem Hügel aus fotografieren wollten." Foto von Raphaël Fauveau

Der als Unterhosenbomber bekannt gewordene Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab hat dem Jemen einen kurzen Zeitraum  der Aufmerksamkeit in den westlichen Medien geschenkt – da er mutmaßlich nahe der Hauptstadt Sana'a für den Anschlag ausgebildet wurde. Allerdings war die Berichterstattung von kurzer Dauer, und hat wenig zur Aufklärung beigetragen: weder zum radikalen politischen Islam noch zur Geschichte und der Probleme des Landes im Südwesten der arabischen Halbinsel. Insofern ist die Reportage des britischen Journalisten und Historikers Tariq Ali umso lesenswerter. Für den zunächst im London Review of Books, nun auf Deutsch in der Le Monde diplomatique erscheinenden Beitrag reiste er in den Jemen und befragte zahlreiche Politiker und Journalisten. Weiterlesen … »

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