Medium Radio

Wir sparen uns die Feuerwehr

Ein sarkastischer Blick nach Fukushima I

Die Stadt brennt. Das hätte nicht passieren können, sagt der Bürgermeister. Unsere Stadt ist aus dem besten Holz weit und breit. Der Besitzer der Sägemühle hat versprochen, daß ein Großbrand ausgeschlossen ist. Der ist für das Löschen von Bränden zuständig, schließlich muß er es am Besten wissen. Da seine Häuser so sicher sind, hat er auf den Aufbau einer Feuerwehr verzichtet, schließlich ist das viel zu teuer und auch beinahe ausgeschlossen, daß etwas passieren kann. Aber jeder seiner Mitarbeiter hat einen Löscheimer. Die bilden nun eine Kette vom Fluß in die brennende Stadt. Ein Löschfahrzeug wäre jetzt prima; ebenso Menschen, die was vom Löschen verstehen. Naja, so ist es nun eben, das tut mir wahnsinnig leid, sagt der Besitzer der Sägemühle, aber es besteht keine Gefahr für die Stadt – nun, außer wo es halt brennt. Weiterlesen … »

Die ratlosen Schwenks der ISAF

Die Gründe für das Scheitern des Westens in Afghanistan

Einmal mehr berichtet der immer wieder brilliante Marc Thörner vom Hindukusch. In seiner Reportage Irrlichtern am Hindukusch wird durch viele Stimmen eine scharfe Kritik an der Politik des Westens deutlich. Wurde erst der Aufbau einer vollständigen Demokratie nach westlichem Vorbild angestrebt, schwenkte man nun auf die »niedrigste Messlatte« um, wie der durch Wahlfälschung unterlegene Präsidentschaftkandidat Abdullah Abdullah kritisiert. Damit seien all die Kräfte ge- und enttäuscht worden, die trotz widriger Umstände an den Aufbau einer Demokratie glaubten.

Statt dessen setzt der Westen auf einen korrupten Präsidenten, und viel mehr noch auf eine zerstrittene Clique ehemaliger Mudschaheddin, die sich allzu oft durch blanke Korruption und krasse Meschenrechtsverletzungen auszeichnen. Das hat die Bevölkerung von den fremden Truppen völlig entfremdet.

Der große Zampano

Innenansichten von Berlusconis Hofstaat

Zahllos sind die Affären und Gerichtsverfahren des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Sie gehören zu seinem Aufstieg vom Bauunternehmer in Mailand mit Geldern aus dubiosen Quellen, über den Medienmagnaten zum Politiker. Die jüngste Affäre um eine minderjährige Prostituierte zeigt traurige Einblicke in seinen Hofstaat, in dem eine Abgeordnete für die Zuführung von Prostituierten zuständig ist. Der Deutschlandfunk hat in einer vierteiligen Serie abgehörte Gespräche voll unfreiwilliger Komik dokumentiert.

Copy and Paste cum Laude

Guttenbergs Anführungszeichen-Taste klemmte beim Schreiben seiner Doktorarbeit
Guttenberg zu Gast beim BDI <br/>Foto der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Guttenberg zu Gast beim BDI Foto der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Auch wenn es in der Politik noch umstritten ist: Bei der bislang bekannt gewordenen Anzahl und dem Umfang von nicht zitierten, aber übernommenen Textpassagen in der Doktorarbeit des Bundesverteidigungsministers kann es sich keineswegs um ein Versehen handeln – insbesondere wenn gar der Beginn der Einleitung des Textes offensichtlich kopiert ist. Die Süddeutsche Zeitung hat eine kleine Galerie der Plagiate des Ministers zusammengestellt, ebenso wie einen Abriss seiner bisherigen Affären. Weiterlesen … »

Anfang vom Ende der Trennung

20 Jahre nach der Apartheid

Vor 20 Jahren kündigte der damalige südafrikanische Präsident Willem de Klerk die Aufhebung der Gesetze zur Rassentrennung an. Er tat das weniger aus Einsicht, sondern wegen des innen- und außenpolitischen Drucks. Dennoch handelt es sich zweifellos um einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte.

Allerdings bleibt Südafrika auch heute noch vielfach durch die Apartheid geprägt. Denn das Denken der Menschen lässt sich nicht so einfach ändern wie Gesetze. So sind Schwarze noch immer benachteiligt - sei es durch niedrige Bildung, Armut oder hohe Arbeitslosigkeit.

Domino in Nordafrika?

Einblicke in den Aufruhr in Tunesien und die Lage in Nordafrika

Wer sind die Akteure bei der Umwälzung Tunesiens? Das Militär zwang den Staatspräsidenten Ben Ali, abzudanken – unklar ist, wie die Generäle sich weiter verhalten. So gibt es Hinweise, daß der Sicherheitsapparat Plünderungen begünstigt oder anführt, um den Protest zu delegitimieren. Viele aus dem alten Staat haben durchaus Privilegien zu verlieren. Während die Polizei dem Diktator näher steht, scheint das Militär einen Wandel zu unterstützen. Auf der anderen Seite steht eine Opposition, die sich erst noch finden muß. Die Gewerkschaft UGCT könnte die Keimzelle einer sozialdemokratischen Partei sein. Rudolph Chimelli analysiert die Kräfteverhältnisse in der Süddeutschen Zeitung.

Ebenso unklar ist das Verhalten der USA sowie der Europäischen Union, insbesondere der vormaligen Kolonialmacht Frankreich, auch wenn einige Signale ausgesandt werden, die den Umbruch befürworten. Werden sie einen demokratischen Wandel unterstützen oder am Ende doch auf die Armee und Polizei setzen? Die Veränderungen in Tunesien werden in ganz Nordafrika genau beobachtet. Insbesondere in Ägypten und Algerien fürchten die Regierungen den Umsturz. Der Hessische Rundfunk bietet einen detaillierten Überblick zur Situation in den Staaten Nordafrikas.

Gestern und heute

Die Tradition der amerikanischen Kriegsstrategie im Irak und in Afghanistan

Die USA nutzen spätestens seit der Surge-Offensive (zu deutsch 'Welle') im Irak Methoden der Aufstandsbekämpfung, die sich am Repertoire der Kolonialherrschaft bedienen. Der Kern der Strategie ist die Trennung von Aufständischen und Zivilbevölkerung sowie das Ausspielen unterschiedlicher Gruppen gegeneinander. Dazu zählt aber auch zivile Aufbauhilfe, um die Bevölkerung zu gewinnen, und die systematische Folter von Gefangenen, um die im Kampf entscheidenden Information zu erpressen. David Petraeus und Stanley A. McChrystal waren federführend dabei, diese Konzepte im amerikanischen Militär durchzusetzen. Dabei gibt es eine Linie aus den Erfahrungen und Methoden des französischen Militärs, wie sie im Algerienkrieg angewandt wurden. Diese Linie, die nicht nur im Pentagon diskutiert wird, stellt der Historiker Stephan Malinowski in der Zeit dar: Weiterlesen … »

Inhalt abgleichen